Seit gestern bin ich mit noch mehr als 25 Novizen und Noviziatsleitern zu einem Kurs in einem evangelischen Kloster in der Nähe von Hildesheim. Ich genieße diese Kurse aus vielerlei Gründen sehr. Da sind Männer und Frauen aus den verschiedenen Orden und klösterlichen Gemeinschaften aus dem deutschsprachigen Raum aus der katholischen und evangelischen Tradition. Und es ist wunderbar, aus der eigenen klösterlichen Blase herauszugehen und mit so verschiedenen Gemeinschaften, Denkweisen und Gebetsformen zusammen zu sein.
Sehr gut gefällt es mir immer, andere Formen des gemeinsamen Gebetes zu erleben und zu vollziehen und eine ganz schön gelebte musikalische Kultur. Ich mag unsere franziskanische Gebetskultur und das Stundengebet, das wir auch in ganz kleinen Konventen miteinander beten. Aber ich genieße die ganz andere Art unserer evangelischen Geschwister zu beten und zu feiern und manches habe ich schon für uns adaptiert.
Andere junge Schwestern und Brüder können da ganz schlecht mit umgehen, dass da alles so anders ist und nicht in ihren gewohnten Bahnen läuft. Das ist ein Problem vieler Zeitgenossen. Aber wenn wir uns nur in unseren wohlbekannten Kreisen bewegen, die wir kennen und in denen wir uns sicher fühlen, wie können wir dann Neues lernen, Altes hinter uns lassen und unserem eigenen Dasein neue Akzente geben?
Eine Referentin leitet die Tagung und gibt immer neue Impulse, mit denen wir einzeln, in Kleingruppen oder im Plenum weiterarbeiten. Manche mögen das nicht so gern, weil sie dann darin gefragt sind, ihre eigene Denkweise, ihre eigene Meinung kund zu tun und sich zu positionieren. Aber nur dann kommen wir in unserem Leben und Glauben voran. Nur in Austausch und Debatte können sich gemeinsame Wege und Ziele entwickeln und verdeutlichen. Wer sich der Debatte verschließt, zeigt nur, dass es ihm und ihr nur um die Bewahrung der eigenen Meinung geht und nicht um das gemeinsame miteinander Gehen und Glauben und Kirche sein, egal in welcher Form ich das lebe.