Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Bei Gott erwartet uns Geborgenheit!

Am Montagabend habe ich mich sehr überwunden und einen Film geschaut. Eigentlich schaue ich Filme, die von der DDR-Geschichte handeln nicht, weil sie mich zu sehr packen, ärgern, erinnern, erschrecken. Aber den Film, nach einer wahren Begebenheit am Ende der DDR, habe ich gesehen.

Es ging um die Geschichte, dass das Ehepaar Honecker, der ehemals mächtigste Mann der DDR mit seiner, noch verhassteren Frau, nach der friedlichen Revolution aus allen Ämtern und auch aus ihrem Haus hinausgeworfen, nun bei einem evangelischen Pastor mit seiner Frau und den verbliebenen zwei Söhnen Unterschlupf findet. Und es beginnt eine Geschichte um die vielen Geschichten, wie unterschiedlich wir das Leben leben und sehen, wie wir mit Schuld und Versagen umgehen, wie wir mit dem, was uns wichtig ist, im realen Leben umgehen.
„Auch Christen fällt die Nächstenliebe nicht in den Schoß“, sagt Pastor Holmer „und muss immer neu erkämpft werden, auch wenn es schwerfällt“.

Und als Honecker es mit Solidarität gleichsetzt, kann auch Holmer nicht anders als zu fragen, warum denn all die vielen Genossen jetzt nicht solidarisch mit ihrem ehemaligen Chef sein können. Von den unendlich vielen Szenen, die sehr beeindruckend waren, sind zwei ganz besonders: bei einer Bombendrohung auf das Pfarrhaus, weigern sich Honeckers, das Haus zu verlassen, weil sie in allem ohnehin keinen Ausweg mehr sehen. Und Pastor Holmer bleibt bei ihnen, weil er weiß und glaubt, dass es nach dem Tod die gütigen Hände Gottes geben wird, in denen sie alle geborgen sein werden.

Und die zweite Szene, als die Honeckers doch in ein anderes Haus gebracht werden sollen, es dort aber unendlich viele wütende Proteste gibt und sie zurück nach Lobetal müssen, um nochmals für 14 Tage dort zu leben. Und als die erschrockene Pastorenfamilie öffnet und Erich Honecker sagt: „Wir sind wieder hier. Zu Hause.“ Da hatte ich Gänsehaut und Tränen.

Vergeben, Verzeihen, Gastfreundschaft und Nächstenliebe zeigen, die Taten verurteilen, nicht die Täter, schafft selbst in extremen Positionen ein Zuhause, eine Geborgenheit, die eine Ahnung dessen gibt, was uns im künftigen Zuhause Gottes erwartet.

 

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