Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Bitte weiser werden, Papst Franziskus!

Nein, es ist nicht an der Zeit, dass die Verantwortlichen in der Ukraine die weiße Fahne hissen. Das wird weltweit als Symbol der Kapitulation erkannt. Und wenn die Ukraine kapitulieren würde, dann stirbt dieses Volk, seine Sprache, seine Kultur, sein Glaube. Alles. Nein Papst Franziskus, nein wirklich nicht. Da bist Du im Unrecht. Auch wenn es Dir das eigentliche Anliegen ist, dass das Töten und Zerstören aufhört. Jeder weiß, dass Verhandlungen und ein Waffenstillstand nur bedeuten würde, dass der Aggressor Russland die besetzten Gebiete drangsalieren und zerstören, seine eigenen Waffenarsenale auffüllen und die Armee verstärken wird, um die nächste Welle irgendwann später zu starten.

Entschuldigen Sie bitte, dass ich am frühen Morgen mit meinem Ärger in Ihre Ohren komme. Aber so geht es schon einmal. Nicht alles, was von Kirchenoberen kommt, ist immer richtig und treffend und zielführend. Und selbst wenn man die gute Absicht unterstellt, ist es nicht immer gut. Aber wenn unsereiner schon einmal Unfug erzählt, im Eifer des Gefechts unpassende Worte verwendet, ist es auch nicht richtig und auch schädlich und auch falsch und kann viel Schaden anrichten. Wenn man Glück hat, kann es eine Debatte auslösen, ein Gespräch ergeben, in einem Chat geklärt werden. Aber wenn alles in wütenden Reaktionen steckenbleibt, wenn man sich voneinander entfernt, nicht mehr redet, dann ist etwas anderes dran – um Verzeihung und Vergebung bitten. Umkehren von den eigenen Erkenntnissen, wenn sie sich als falsch erweisen, neu beginnen, neu denken, neu sprechen, neu beten, neu bitten. Es hört nie auf.

Von Konrad Adenauer gibt es ein berühmtes Zitat. Er sagte: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" – Okay, denke ich, das klingt ganz schön hochmütig. Aber eigentlich wird bei diesem Zitat meist der zweite Halbsatz vergessen. Er sagte nämlich: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Nichts hindert mich, heute weiser zu werden." Also bitte weiser werden, Papst Franziskus, ich und Sie. Bitte. 

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