Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Bloß nicht toxisch werden!

Wir sind mitten in der Fastenzeit – und wenn Corona nicht nochmals alles über den Haufen wirft, feiern wir bald wieder die Osternacht mit einem richtigen Osterfeuer, so wie vor der Pandemie.

Neben dem Feuer gehören auch die Lesungen zu diesem besonderen Gottesdienst. Jedes Jahr wird dann der Schöpfungsbericht vorgelesen, also die Erzählung, wie Gott aus biblischer Sicht die Welt geschaffen hat. Das ist natürlich kein naturwissenschaftlicher Bericht, aber dennoch drückt er etwas sehr Wichtiges aus: Am Ende von jedem Tag, an dem Gott etwas Neues auf der Erde erschaffen hat, heißt es: Gott sah, dass es gut war. Ich finde diese positive Aussage gerade in diesen Tagen sehr wichtig. Die Nachrichten sind voll von buchstäblichen Hiobsbotschaften, von Kriegsverbrechen in der Ukraine, von drohenden Hungersnöten aufgrund des Krieges, weil normalerweise viel Getreide für die Welt in der Ukraine angebaut wird und vieles mehr – und die Corona-Pandemie ist ja auch noch nicht vorbei. Toxisch werden ist so ein neuer Begriff und meint: wenn man in einer Sache nur noch das Negative sieht, nur das Schlechte wahrnimmt, die eigene Sicht durch das Negative so vergiftet wird, dass man das Positive gar nicht mehr wahrnehmen kann.

Toxisch werden – das sollte uns Christen eigentlich nicht passieren – denn wir haben ja die Zusage Gottes, dass wir durch Jesus Christus bereits erlöst sind. Natürlich müssen wir das Schlechte in der Welt wahrnehmen und uns nach Kräften für Gerechtigkeit einsetzen. Und natürlich gibt es Momente der Bitterkeit, das Gefühl, dass alles sinnlos ist. Aber vielleicht hilft uns dann der Gedanke, dass Gott die Welt geschaffen hat – und dass es gut ist. Um trotz der schlechten Nachrichten auch das Positive zu sehen, hilft mir im Moment der Blick nach draußen.  Die Natur erwacht in diesen Wochen zu neuem Leben, die strahlende Sonne und das frische Grün stehen für einen neuen Anfang. Nach dem dunklen Winter kommen auch wieder hellere Zeiten.

Sicher sollen wir Christen uns nicht in ein naives Vertrösten flüchten, aber alles immer nur Schwarzsehen hilft auch niemandem. Vielleicht achten Sie heute mal bewusst darauf, was Ihnen Gutes widerfährt, oder wo Sie jemanden etwas Gutes tun können. Wir müssen ja nicht wie Gott gleich eine ganze Erde erschaffen; kleine, positive Dinge können auch schon viel bewirken.

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