Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Blühendes Leben

Wir haben gegenüber von unserem Haus einen kleinen Garten, der an der Stadtmauer entlang geht, klein aber fein ist, etwas Wiese hat, um sich auch mit 10 Leuten am Tisch zum Essen zu treffen, an der Mauer entlang viele schöne Hortensienbüsche und andere Blumen, die jetzt langsam anfangen zu blühen, ein paar Johannisbeer- und Stachelbeersträucher, um mit den Früchten Marmelade zu kochen, und eine ziemlich große Ecke mit Bodendecker-Rosen. Die sind für mich das absolut faszinierende in unserem Garten.

Vor drei Jahren musste ein gebrochenes Kabel in drei Meter Tiefe gesucht und ausgetauscht werden. Also wurde quasi die Fläche von drei Quadratmetern drei Meter tief ausgehoben, eine riesige Holzkabeltrommel schon mal geholt und genau auf den Rosen abgelegt. Tja, das war es wohl. Nach mehr als zwei Wochen wurde die Trommel wieder entfernt und abtransportiert. Von den Rosen war nichts mehr zu sehen. Ein Jahr später lugten ein paar kleine rote Blüten aus dem Rest des Busches, im vergangenen Jahr noch ein paar mehr und in diesem Jahr ist es, als sei niemals eine tonnenschwere Kabeltrommel auf ihnen gelastet, die alles Leben abgedrückt hat. Der Busch blüht in einer Fülle, wie nie zuvor und oft bleiben Spaziergänger stehen und genießen diese Pracht.

Manchmal geht es vielen von uns im realen Leben auch nicht anders. Da lasten Arbeit, Krankheit, Nöte und Schwierigkeiten auf uns und es herrscht das Gefühl vor, alles wird erdrückt und es bleibt keine Luft mehr zum Atmen, keinen Raum mehr für Entwicklung, keine Energie mehr für mehr als nur zu existieren. Aber wir Menschen haben von Gott eine unsterbliche Seele bekommen und manchmal braucht es nur ein Gebet, nur einen freundlichen Blick, nur eine Zusage des Beistands, nur eine kleine Hilfe im Alltag, und Leib und Seele können wieder aufleben, aufschauen, aufblühen.

Eine Frau im kriegszerstörten Butscha hat neben ihrem zerbombten Haus einen Garten angelegt, Gemüse gepflanzt und einen Rosenstock. Zur Verblüffung des Reporters sagt sie: "Gott hat uns das Leben gegeben und uns überleben lassen. Jetzt werden wir ernten, was wir zum Leben brauchen und die Rose wird IHN, unseren Gott, loben." Ich bin beeindruckt und fasziniert von der Kraft dieser Frau und ihrem Mut und ihrem Glauben.

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