Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Breiten wir unsere Schwingen aus und fliegen wir!

Die Exerzitien in der vergangenen Woche im Mutterhaus standen unter dem Titel: Lebe Deine Berufung und Bestimmung. Und der Exerzitienmeister hat sie begonnen mit der schönen Fabel aus Afrika, wo es um ein Adlerküken geht, dass gefunden und in einem Hühnerhof großgezogen worden ist. Der Adler tat also, was die Hühner taten: scharren, kratzen picken und die Körner fressen, die ihnen hingeworfen werden. 

Sich der Umgebung anpassen, damit man leben kann, ist ein Sicherheitsbedürfnis auch von uns Menschen. Dazugehören wollen, unter Gleichen aufgenommen zu sein, behütet und beschützt zu werden, Angst vor dem Unbekannten, Gewohnheiten nicht mehr ändern wollen und so weiter. Erst ein naturkundlicher Mensch entdeckte ihn, nahm ihn mit in die Berge, setzte ihn auf einen Felsen in die Nähe eines Adlerhorstes und er konnte sehen, was die anderen Adler taten: majestätisch fliegen, Beute jagen und Junge aufziehen. Aber erst als ihn der Mensch in Richtung der Sonnen gedreht hat, erzitterte er, schlug mit seinen riesigen Schwingen und erhob sich mit einem Schrei vom Felsen und flog der Sonne entgegen. Er war ein Adler, obwohl er wie ein Huhn aufgewachsen war. 

In einer anderen Geschichte kommt es nicht zur Rettung des jungen Adlers. Er bleibt, wofür er sich hält und stirbt eines Tages als Huhn unter Hühnern. Sein Glaube an sich selbst hat ihn gehindert, seine wirkliche Bestimmung zu leben.  
Und wir Menschen? Wir sind als Ebenbild Gottes geschaffen aber Menschen haben uns, aus vielen verschiedenen Gründen gelehrt, klein und eng wie Hühner zu denken, und noch oft denken wir, wir seien Hühner, obwohl wir Adler sind. 

Erziehung, Prägung, Enttäuschungen und Verletzungen können uns hindern, unsere wirkliche Bestimmung zu finden und zu leben.
Breiten wir unsere Schwingen aus und fliegen wir. Und seien wir niemals zufrieden mit den Körnern, die uns hingeworfen werden, damit wir zufrieden sind.

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