Morgenimpuls mit Schwester Katharina

"Die Liebe deckt viele Sünden zu"

Es schneit und schneit und schneit und schneit.

Zumindest bei uns hier im Sauerland. Und diese dicke Schneedecke deckt alles zu: die matschigen Straßen, die schmutzigen Wege, die Schutthalden in der Nachbarschaft.

Alles ist irgendwie gedämpft und sehr viel leiser. Es sind weniger Leute unterwegs, weil es einfach zu stark schneit und die Müllabfuhr kommt auch nicht durch, weil erst der Schneeräumdienst kommen muss.

Es ist sehr viel heller mit der strahlend weißen Pracht, denn dieser wunderbar weiße Schnee deckt alles Dreckige und Graue und Matschige zu.

Im ersten Petrusbrief steht ein Wort, dass mir zu diesem Schneegestöber immer einfällt: "Das Wichtigste aber ist, dass ihr einander liebt, denn die Liebe deckt viele Sünden zu!"

Damit ist nicht gemeint, die Dinge unter den Teppich zu kehren, die man nicht sehen will oder soll. Petrus spricht in diesem Brief über zwischenmenschliche Beziehungen in den jungen Gemeinden und darüber, dass wir als liebende Mitmenschen nicht jede vermeintliche Sünde der anderen verurteilen oder weitererzählen sollten. Sondern unsere Aufgabe es ist, geduldig tragen, was nicht zu ändern ist, trotz offensichtlicher Fehler und Mängel, anderen verzeihen und vergeben.

Eine andere Art und Weise, wie die Liebe eine Vielzahl von Sünden bedeckt, ist die Entscheidung, sich nicht über alle Kleinigkeiten aufzuregen, sich zu ärgern und persönlich zu nehmen. Manche Sünden gegen uns sind es nicht wert, dass man sie anprangert. Persönliche Beleidigungen, abfällige oder ignorante Bemerkungen, schräge Blicke und kleine Ärgernisse können um der Liebe willen vergeben werden, wenn man sich entscheidet es zu tun.

Ein Ehepaar hat mir einmal erzählt, dass sie ein ganze Fastenzeit lang sich darin geübt haben, nicht immer auf ihre kleinen gegenseitigen Fehler und Schwächen hinzuweisen, sondern sie freundlich zu vergeben. Und wir haben niemals liebevoller, fröhlicher und herzlicher Ostern gefeiert.
Und das ist dann tatsächlich kein Schnee von gestern, sondern wunderbar aktuell und für heute geeignet.

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