Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Die Sprache des Herzens

Wir haben neue Gartennachbarn. Das ältere Paar, dass wir jahrelang als nette Nachbarn hatten, ist weggezogen und jetzt ist eine Familie mit zwei kleinen Söhnen in die Wohnung nebenan gezogen und hat diesen Garten gemietet. Zur Straße hin ist ein Zaun und eine Hecke und zwischen den beiden Gärten sind vielleicht zehn Sträucher. Am Pfingstmontag haben wir im Garten gesessen und gelesen. Irgendwann habe ich gesehen, dass einer der beiden Kleinen genau in der Lücke zwischen zwei Sträuchern stand und uns angestaunt hat. Er hatte wahrscheinlich noch nie so komisch angezogene Leute gesehen. Wir haben ihm zuerst zugewunken, dann angesprochen und dann in Ruhe gelassen. Er ist gefühlte fünf Ewigkeiten stehen geblieben und hat geschaut und gestaunt und geschaut. Und dann ist er wieder zu seinem kleineren Bruder und Mama und Papa gegangen. Mir scheint das eine sehr vernünftige Form der Kontaktaufnahme zu sein. Erst einmal Abstand halten, auf der Grenze stehenbleiben, schauen, staunen und dann wieder gehen. Ich denke, noch zwei drei schöne Gartentage und er wird seine Füße durch die Hecke setzen und uns besuchen. Und dann der andere Bruder und dann die Eltern. Wir freuen uns darauf.

Im Brief an die Hebräer heißt es: "Und übt die Gastfreundschaft. Auf diese Weise haben viele von Euch Engel beherbergt." Und Henri Nouwen hat den schönen Kommentar dazu gegeben, indem er gesagt hat: "Gastfreundschaft bedeutet in erster Linie die Schaffung eines Freiraums, in den der Fremde eintreten kann und zu einem Freund statt zu einem Feind wird." Von den Christen der ersten Jahrhunderte wird gesagt, dass genau das den Unterschied zu anderen im Umfeld gemacht hat. Die Christen waren unglaublich gastfreundlich, zunächst den eigenen Glaubensgeschwistern gegenüber, dann aber auch gegen jeden Fremden.

Der Gast, der zunächst vielleicht nur zu essen und zu trinken braucht und ein Dach überm Kopf für die Nacht und dann spürt, die Menschen, die mich aufnehmen, tun das aus Überzeugung, aus Liebe aus Glauben. Und sie brauchen nicht zu reden, was in den vielen verschiedenen Sprachen auch nicht so einfach war und ist. Ein offenes freundliches Lächeln, das die Sprache des Herzens zeigt, versteht jeder Mensch.  

 

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