Morgen ist bei uns im Mutterhaus in Olpe ein großes Fest. Nach einer Exerzitienwoche feiern wir Schwestern die Jubiläen vieler unserer Mitschwestern. In den Exerzitien, die ja geistliche Übungen sind, ging es die ganze Woche um die Art und Weise, wie die je eigene Berufung gelebt und vertieft werden kann.
Wenn man jetzt sieht, dass wir Schwestern feiern, die 50, 60 und bis 75 Jahre im Kloster leben, da könnte man doch denken, die wissen, wie es geht. Ja, sie wissen, wie es geht, aber immer nur bis heute. Wer denkt, jetzt habe ich es begriffen für immer und ewig, jetzt weiß ich, wie man geistlich und in Gemeinschaft lebt, der kann schon morgen ein Problem damit haben. Leben und Glauben und miteinander Orden sein ist nicht etwas, was man hat, und dann gut. Es ist etwas, was immer im Wandel bleibt, was sich immer ändert, was immer neu werden muss. Und wie macht man das, fragen dann immer Jugendliche und Schüler:innen, denen ich versuche, ein wenig näher zu bringen, wie Ordensleben geht.
Da ist zum einen immer das Vorbild der Mitschwestern, die man als junge Ordensfrau erlebt und bei denen man lernen kann. Und dann ist es die tägliche Einübung des Lebens mit Gott, im Lesen der Heiligen Schrift, in den gemeinsamen Gebetszeiten, im Dienst an den Mitmenschen und in der Stille, ohne die ein wirkliches Leben mit Gott nicht geht. Wie soll man Jesus nachfolgen, wenn man nicht täglich von ihm liest und hört und Zeit mit ihm verbringt? Das ist eine Frage der Prioritäten.
In unserem neuen Aufzug im Mutterhaus sind die vier Knöpfe für die vier Etagen mit den wichtigsten Räumen markiert. Aber ganz dick und leuchtend grün markiert ist der Knopf, wo es zur Anbetungskapelle geht. Priorität eben. Falls Sie morgen Zeit haben, denken Sie doch an unser Fest und die Jubilarinnen. Und vielleicht haben Sie am Wochenende mal Zeit für sich selbst, zu schauen, wo bei Ihnen als Christ die Prioritäten sind. Ich glaube das wird spannend für Sie.