Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Eine gute Lektion fürs Leben

Die Tage vor dem Fest Christi Himmelfahrt sind seit Jahrhunderten die sogenannten Bitttage. Die Bitttage in der Phase des Wachstums der Feldfrüchte zwischen Aussaat und Ernte haben ursprünglich eine rein landwirtschaftliche Prägung. An den Bitttagen werden Bittprozessionen gehalten, regional auch Bittgänge genannt, bei denen um eine gute Ernte gebetet wird. Die Prozessionen können als spätantike Umformung der römischen Flurumgänge verstanden werden. Möglicherweise sind sie auch in Verbindung zu bringen zu germanischen Rechtsbräuchen, wonach jeder Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz umschreiten musste, um den Besitzanspruch aufrechtzuerhalten. Hier bei uns gibt es das zum Beispiel mit der Pfingstprozession in den Kleusheimer Dörfern die damit die Eigenständigkeit zur Hauptpfarrei betonen.

Der Brauch der Bittgänge ist in unserer Kirche in ländlichen Regionen erhalten geblieben und teilweise sogar wieder neu belebt worden. In den Städten werden schon länger neue Formen erprobt – meist in den Abendstunden, dem heutigen Arbeits- und Lebensrhythmus angepasst. In einer Welt, in der Millionen von Menschen vom Hungertod bedroht sind, wird sich die Kirche immer daran erinnern müssen, dass ihr auch die Sorge um das leibliche Wohl der Menschen durch ihr Tun, aber auch in ihrem Gebet aufgetragen ist.

Im Messbuch heißt es zu den Bittprozessionen: "An den Bitttagen betet die Kirche für mannigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen." Neben "Bewahrung der Schöpfung" können auch Arbeit für alle, Frieden, Brot für die Welt und Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben Motive sein.

Mir hat das als Kind und Jugendliche schon sehr gefallen, durch die Felder zu gehen und zu singen und zu beten. Der Zusammenhang zwischen Gebet und Tun, zwischen menschlicher Arbeit und göttlichem Segen, zwischen Erhaltung der Schöpfung und dem, nicht alles selber machen können, ist eine gute Lektion fürs Leben.

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