Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Feuerzungen und Rosenblüten

Viele von Ihnen kennen sicher das Pantheon in Rom. Vor mehr als 2.000 Jahren als Tempel gebaut, ist es eines der faszinierendsten Gebäude überhaupt: mit dem sich nach oben verjüngenden Betonschichten, die noch nie eingestürzt sind, mit der riesigen Rundöffnung in der Mitte der Kuppel, auch als Auge zum Himmel beschrieben, und mit einer ungewöhnlichen Akustik. Seit vielen Jahrhunderten ist das Pantheon eine Marienkirche mit Gottesdiensten und Feierlichkeiten zu den Hochfesten der Kirche. Aber am spektakulärsten ist am Pfingstsonntag der Rosenregen, während die Pfingstsequenz gesungen wird. Tausende von roten Rosenblüten regnen aus der Kuppelöffnung auf die Gläubigen und sorgen für Entzücken.

Eine nette Nebengeschichte dieses Spektakels ist, dass römische Feuerwehrleute, die eigentlich Feuer löschen sollen, auf die Kuppel steigen und den Rosenregen veranstalten. Die roten Rosenblüten sind die Symbole für die Feuerzungen, die auf die wartenden und betenden Jünger in Jerusalem herabgekommen sind und für die Gaben des Geistes, die von Gott gesendet werden, damit das Antlitz der Erde neu werde.

Das Pfingstfest hat sonst wenige volkskirchliche Traditionen; sehr im Unterschied zu Weihnachten und Ostern. Das ist – glaube ich – die große Chance der Christen. Da es nicht um Festtagsidylle und Geschenkewahnsinn wie an Weihnachten und auch nicht um Osterhasen- und Eierspektakel wie an Ostern geht, ist es einfacher, sich auf den wirklichen Festinhalt zu konzentrieren, auf die Gaben des Geistes als Geburtstagsgeschenke Gottes an seine Kirche. 5 Prozent der Deutschen waren gestern oder heute in einem Gottesdienst. Also haben mehr als 4 Millionen Menschen die Botschaft von der Sendung des Heiligen Geistes gehört. Und wenn von ihnen ein paar Hunderttausend be-geistert sein werden, dann kann der Herr mit ihnen und durch sie alles neu machen und das Angesicht der Erde erneuern. Und ob das durch Feuerzungen oder Rosenblüten geschieht, ist dann ganz der göttlichen Phantasie überlassen.

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