Über Sünde redet man kaum noch. Und schon gar nicht über die ererbte Sünde, die in ihrem Kern der Versuch des Menschen ist, sein zu wollen wie Gott. Dadurch wird das ganze Beziehungsnetz des Menschen gestört, es kommt zu einer Störung in der Beziehung zu Gott, zum Mitmenschen, zu sich selbst und zur Schöpfung.
Erlösung, die mit Maria beginnt, meint dann: Ent-störung, Heilung des gesamten Beziehungsgeflechts des Menschen, d.h. der Mensch wird durch Jesus Christus wieder in die von der Schöpfung ursprünglich angedachte heile Beziehung zu Gott gebracht, in die Möglichkeit versetzt, in enger Beziehung mit ihm zu leben, nicht in einer frechen und aufmüpfigen Auflehnung gegen Gott, sondern in einer super Beziehung.
Das heutige Fest Maria Empfängnis besagt demnach – auf den Punkt gebracht und ein bisschen salopp: Maria lebt vom ersten Augenblick ihres Daseins in einer super Beziehung mit Gott. Das ist pures Privileg, ist deshalb störungsfrei, weil sie von Gott eine Sendung trägt: Sie soll den tragen und bringen, der die Beziehung des Menschen mit Gott wieder normalisieren soll, der mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen dazu beitragen wird, dass jeder Mensch in eine super Beziehung mit Gott finden kann, mit Gott in Gemeinschaft lebt, in Communio.
Gott ist reinste Beziehung. Und Maria ist die Erste, die von Anfang an in ungetrübter Weise mit Gott in Beziehung steht – das meint der heutige Festtag. Alles an Maria hat in irgendeiner Form auch Bedeutung für uns und unser Leben. Ihr Privileg, ohne Auflehnung vor Gott zu leben, verweist uns darauf, was auch als Hoffnung für uns gedacht ist: dass wir mit Gott in einer super Beziehung leben können, dass wir in guter Beziehung zu uns selbst leben können, mit all unseren Macken und Fehlern, dass wir Gemeinschaft miteinander leben können in Familie, Gemeinde und Staat und dass wir in guter Beziehung leben können zur Schöpfung, die Gottes gute Gabe für uns ist.