Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Hilft Gott auch in der Krise?

Dieser Tage ist in einem Gottesdienst ein Lied gesungen worden, das mir sehr gefällt, aber vielen Leuten nicht so bekannt ist. Es singt von der Mitte des Jahres und ich war ein bisschen erschrocken, dass es tatsächlich so ist: wir haben die Mitte des Jahres schon fast erreicht und in ein paar Tagen geht es abwärts: nur mit dem Jahr, versteht sich.

In der ersten Strophe heißt es: "Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht. Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut. Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin." Mir gefällt es sehr, dass hier die Bitte an Gott gerichtet wird, die Mitte gut zu machen.

Meist bitten wir Gott am Anfang eines Lebens, oder bei bestimmten festlichen oder schwierigen Anlässen oder wenn es um Sterben und Tod geht. Die Mitte gut machen kann also bedeuten, die Früchte der Felder und Gärten und Wälder und Weinberge zu segnen. Aber es kann auch heißen, die Mitte unseres Lebens zu segnen und gut werden zu lassen. Wir kennen den Begriff der Midlifecrisis – der Krise in der Mitte des Lebens, wo alles irgendwie in Frage gestellt wird, wo Sicherheiten nicht mehr halten und Probleme überhand zu nehmen scheinen. Wo berufliche Krisen die täglichen Rituale nicht mehr funktionieren lassen und familiäre Katastrophen Menschen aus der Bahn werfen.

Der Rat, der uns in diesem Lied gegeben wird, "Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin" klingt etwas fremd. Aber wenn ich darauf hoffe und daran glauben kann, dass Gott alle meine Wege mitgeht und sein Wort uns Wegmarkierung sein will, dann ist der Tipp nicht so weltfremd.
 

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