In meinen Exerzitien in Varensell bin ich jeden Vormittag und Nachmittag eine größere Runde spazieren gegangen. Beim Gehen sortiert sich vieles in Herz und Hirn und Leib und Seele und frische Luft tut ein Übriges, um innen und außen erfrischt zu werden.
An einem Morgen war ich also auf einem der Wege durch die Felder unterwegs und habe die unglaublich bunten Laubbäume bestaunt und die letzten Vogelzüge auf dem Weg in den Süden. Plötzlich überholt mich ein Jogger, dreht sich kurz um und ruft: "Ich wünsche ihnen Gottes Segen", "Oh danke - rufe ich zurück, - das wünsche ich Ihnen auch!"
Da bleibt er stehen und meint, dass ihm das noch nie passiert sei, dass ihm auf diesen Wunsch hin, der andere genauso zurückwünscht. "Aber darum geht es doch eigentlich," sagt er weiter, "dass der Segen Gottes immer weitergegeben wird und jetzt ist hier alles voller Segen". Dreht sich um und joggt weiter.
Ich war herrlich verblüfft und das Thema, mit dem ich eigentlich unterwegs war, war wie weggeblasen. Jetzt ist hier alles voller Segen, ja klar, und wenn ich Augen und Herz öffne, sehe ich es auch: die frisch, und sehr gut aufgegangene Wintersaat, die herrlich hellgrüne Reihen auf dem Acker zieht, die vollen Silocontainer an den Wiesenränder, die Hinweise auf das Einkaufen auf dem Bauernhof mit allen Köstlichkeiten der Region, der Milchtankwagen auf dem Weg in die Molkerei, der Hinweis auf die frisch sanierte und wieder nutzbare Autobahnauffahrt, ein riesiges Feld mit blühender Senfsaat und Ölrettich als Zwischenfrucht zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und so weiter.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und hatte das Gefühl, dass dieser so schnelle und freundliche Wunsch des Joggers meinen Blick auf alles ringsum sehr verändert und viel klarer gemacht hat. Einander heute segnen, laut oder leise, gibt den anderen auch diese Chance, viel mehr zu sehen und Gottes Gegenwart in der Schöpfung ringsum zu erleben.