Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Kirchliches Leben kann so schön sein!

Am Wochenende war ich zum 80. Geburtstag einer Mitschwester eingeladen. Ein wunderbarer Nachmittag begann ganz entspannt: Wegen der Sperrung einer großen Straße in der Stadt, meldeten sich alle, die es irgendwie nicht pünktlich schaffen würden. Also haben wir mehr als eine halbe Stunde fröhlich plaudernd gewartet und als alle da waren, mit einem festlich schönen, aber recht außergewöhnlichen Gottesdienst begonnen. Als Lesung der Lieblingspsalm der Schwester, der Psalm  90, die Predigt auch dazu, dann Musik mit Violine, Saxophon, Kontrabass, Keyboard und Gitarre, manches auch in wunderschönem Zusammenspiel. Mehrstimmige Messgesänge von allen, und Fürbitten in den vielfältigen Anliegen von Kirche und Welt. Aus zwei großen Töpfen wurde dann selbstgekochte Suppe verteilt und später gab es Kaffee und Kuchen, den ebenso mehrere Gäste zum Fest mitgebracht hatten. Im entzückend kleinen Innenhof waren die ersten roten Johannisbeeren und sogar schon Himbeeren reif und man konnte, von den Tischen aus, an den Sträuchern naschen.

Auf mich hat dieser Nachmittag so entspannt und fröhlich gewirkt, dass man fast vergessen konnte, welch anstrengendes Leben unsere Mitschwester geführt hat. Sie war viele Jahre Novizenmeisterin und hat junge Frauen auf ihren Wegen in die Ordensgemeinschaft begleitet, hat dann viele Jahre die Obdachlosenseelsorge in Köln aufgebaut und diesen Ort "Gubbio“ für Menschen auf der Straße mitgegründet und gestaltet, war dann zwölf Jahre leitende Oberin der deutschen Provinz und hat viele Höhen und Tiefen mit der Gemeinschaft und uns Schwestern erlebt und getragen und auch erlitten. Und aus allen diesen Lebensbereichen waren einige Gäste eingeladen um mitzufeiern.

Beim Abräumen nach dem Mittagessen wären mir, in der Küche, fast die Teller aus der Hand gefallen: Da standen ein Weihbischof und einer der Geschäftsführer unserer Ordenswerke beim Spülen und beim Einräumen der Spülmaschine, haben Hand in Hand gearbeitet und sich über eine etwas komplizierte Idee unterhalten, in der es um den Bau eines Hospizes für Obdachlose geht.
So als würden sie nie etwas besseres gemacht haben: bei einem Fest den Spül übernehmen und ganz nebenbei an einer Idee spinnen, die Menschen, denen das Leben nicht gerade Rosen gestreut hat, ein wenig Würde und Geborgenheit am Ende ihres Lebens zu schenken. Wunderbar. Und am späteren Nachmittag ging die Party weiter, mit den Menschen von der Straße, denen unsere Mitschwester und ihre Nachfolgerinnen ihre Jahre und ihr Herzblut gewidmet haben.

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