Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Lassen wir uns nicht ablenken!

Vorgestern war ich zum ersten Mal nach der fünf Jahre dauernden Renovierung und Generalsanierung wieder im Bonner Münster. Außen ist noch alles verhängt und eingerüstet, verschalt und gesperrt. Und an den Absperrungen hängen die gedruckten Hinweise für die Gottesdienste und Angebote in der Fastenzeit, für die Karwoche und die Osterliturgien. Nachdem ich mir das alles angesehen habe, bin ich echt gespannt und vorsichtig hineingegangen. Und es hat mich überrascht. Das Erste, was mir aufgefallen ist: Es ist so hell. Kircheninnenräume werden nach Jahrzehnten einfach durch den vielen Kerzenruß und die Heizungsluft dunkel. Nun war es wunderbar hell. Aber das Zweite, das ich genauso schnell gemerkt habe, war: Es ist so aufgeräumt.

Viele Kirchen wirken oft wie Kramläden: da noch ein Tisch mit Infoblättern, da noch ein Kartenständer, noch eine Pinnwand mit den Kommunionkinderbildern, Zeitungen, Zeitschriften, kirchlichen Informationen und so weiter. Aber jetzt nicht mehr im Bonner Münster. Informationen und Postkarten, Führer und Flyer bekommt man in der Münster-Information. 
Aber nicht mehr in der Kirche. Lediglich ein Regal mit den Gotteslobbüchern und den Blättern mit den Friedensgebeten steht auf dem Weg in die Kirche. Es ist die Einladung zum Schauen, zum Umhergehen, zum Ausruhen, zum Hinknien und zum Beten. Nichts lenkt ab von der Hinwendung zum Heiligen, zum Göttlichen, zur Stille, zur Anbetung. Hier ist der Kirchenraum als der Raum Gottes deutlich erfahrbar. 

Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche, die Karwoche auf Ostern hin. Da soll nichts mehr ablenken vom unglaublichen Geschehen, das vor 2000 stattgefunden hat: dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, in die Welt gekommen ist, um sie wieder mit dem himmlischen Vater zu versöhnen und so quasi die Verbindungen zwischen Himmel und Erde neu zu knüpfen – mit seinem Kreuzesleiden, seinem Tod und seiner Auferstehung. 
Lassen wir uns in dieser nächsten Woche nicht ablenken von den vielen Debatten in unserer Kirche und den vielen Themen, die unbedingt gelöst werden müssen. Jetzt, in der kommenden Woche ist etwas anderes wichtiger:

Die Erinnerung an Leiden, Sterben und Auferstehen Gottes in unsere Welt und die Feier dieser Geheimnisse, damit wir mit neuer Kraft und Energie und Frische dieses einmalige Evangelium Gottes verkünden und all die Probleme angehen können, die nicht aufgeschoben sind, – sondern neu durchdrungen, neu aufgeräumt und entrümpelt, damit wir als Kirche wieder Gemeinschaft der Glaubenden sein können, die die unglaublichste Botschaft der Welt zu verkünden haben.
 

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