Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Lasst uns Brücken bauen!

Am Sonntagabend war hier in Olpe, wie an unzähligen Orten in Deutschland und Europa, eine Mahnwache gegen den Krieg und aus Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Viele hundert Menschen sind gekommen, hatten Kerzen in den Händen und haben den kurzen Statements zugehört. Mich hat ein kurzer Bericht sehr gepackt: Eine Frau hat erzählt, dass ihr Großvater, aus der Ukraine stammend, ein redseliger alter Herr, bei den Nachrichten über den Kriegsbeginn quasi erstarrt ist. Seither sitzt er in der Küche auf seinem Stuhl und spricht nicht mehr. Wie kann man auch sagen, was so unsagbar ist: dass die Menschen, die als Kinder Krieg und Grauen mühsam überlebt haben, jetzt, auf ihre alten Tage, wieder Krieg erleben müssen und alles wiederkommt, was sie erlebt haben?
Und dann haben wir alle dort zusammen gesungen und ein Gebet zusammen gesprochen in der Bitte an Gott, den Verantwortlichen Herz und Verstand zu öffnen, um Frieden möglich zu machen.

Und ein Zweites hat die Menschen hier in der Gegend sehr beeindruckt: Die seit Wochen gesperrte Ramedetalbrücke der A45 bei Lüdenscheid wurde in der Nacht zum Sonntag mit einem riesigen 300 Meter langen Schriftzug versehen: „Lasst uns Brücken bauen“ Und da ging es um verschiedene Anliegen: den realen Brückenbau auf der A45, damit die Region nicht wirtschaftlich abgehängt wird, den Brückenbau zwischen den Menschen, die nach mehr als zwei Jahren Pandemie unter Entfremdung, Einsamkeit und Depressionen leiden, und - hochaktuell und sehr drängend - den Brückenbau zum Frieden in der Ukraine.

Früher, seit kurz vor Christi Geburt, hießen die Kaiser in Rom Pontifex maximus. Oberster Brückenbauer. Sie sollten sich verstehen als die, die zwischen den Völkern und Mächten verbindend sind und Bündnisse schließen. Aber vielleicht könnte dieser Gedanke des Brückenbauers, der Brückenbauerin mit in den heutigen Tag gehen: Brücken bauen zwischen den einsamen und verzweifelten Mitmenschen der Coronapandemie, Brücken bauen, damit Geflüchtete ein sicheres Land und eine sichere Bleibe bekommen können, Brücken des Gebetes bauen zu Gott und zu denen, die ihre Hoffnung nicht mehr in Worte fassen können und verstummt sind vor Leid und Trauer. Damit wir alle die Hoffnung nicht verlieren.

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