Die Heilige die wir heute feiern, ist für das Licht zuständig. Sie, die Luzia, gilt als Sinnbild für die vielen Märtyrerinnen der frühen Kirche, die in den Jahrzehnten der Christenverfolgung mit ihrem Dasein ein Licht für Andere waren und Hoffnung und Zuversicht verbreiten konnten. Daher ist auch gut zu verstehen, dass ihr Fest besonders in den nordeuropäischen Ländern von so hoher Bedeutung ist, wo es so lange so tief dunkel ist, dass jedes so kleine Licht begrüßt und von Herzen aufgenommen wird.
Viele Adventsgesänge handeln von diesem Licht, aber was am ehesten aussagt, worum es wirklich geht, ist dieses "Mache Dich auf und werde Licht, denn Dein Licht kommt". Es hilft nichts, über die eigenen dunklen Seiten zu klagen und auf die Erleuchtung zu warten. Es ist dringend, die eigenen Fähigkeiten und Helligkeiten nicht auch noch unters Bett zu stellen, sondern es ist dran, mich selbst auf die Socken zu machen und dem Licht, dem Kommenden, dem, den ich erwarte, entgegenzugehen.
Und wir hier in Olpe feiern heute noch etwas ganz anderes, großes: Die Familie, die dreieinhalb Jahre mit uns im Haus gewohnt hat, bekommt heute während einer Feierstunde im Kreishaus ihre deutschen Pässe und die Urkunde über die deutsche Staatsbürgerschaft. Vor 12 Jahren sind sie mit dem damals fünfjährigen Sohn während der Herrschaft der Muslimbrüder in Ägypten nach vielen Querelen und Drangsalen, denen sie als koptische Christen ausgesetzt waren, geflohen. Zunächst der Vater innerhalb Ägyptens, dann über Georgien nach Deutschland. Zunächst sogar in verschiedenen Städten in Flüchtlingsunterkünften gestrandet, sind sie nach Olpe gekommen und im Herbst 2015 haben wir sie bei uns aufgenommen; da schon zu viert mit dem einjährigen zweiten Sohn.
Es war bei uns eine wundervolle, stressige, anstrengende, interessante und liebevolle Zeit, in der wir an den deutschen Vorschriften und Gesetzen fast verzweifelt wären und unsere Familie in allen Höhen und Tiefen begleitet haben. Jetzt arbeitet der Vater seit Jahren als Busfahrer, die Mutter als Erzieherin in einer Kita, der Ältere geht aufs Berufskolleg und der Kleine in die fünfte Klasse. Sie haben sich ein kleines Haus gekauft und sind dabei, sich mit Nachbarn und Kollegen, Freundinnen und Freunden ganz neu aufzustellen. Es ist eine Advents- und Ankommensgeschichte der besonders schönen Art.