Mario Giordano über ‚Die Frauen der Familie Carbonaro‘

‚Wir sind zu oft vergessen worden‘

„Wir sind Sizilianer, wir sind so sehr an Wunder gewöhnt, dass wir einen Anspruch daraus ableiten. Wir sind Nachkommen von Göttern, geformt aus Lava und Meerschaum, unsere Lethargie entspringt der Gewissheit, unsterblich zu sein. … Wir leben in einer Realität, die angefüllt ist mit den Wundern und Schrecken des Mythos. Für uns gilt eine andere Physik. Magie ist unsere Normalität, die Banalität des Irdischen langweilt uns“. Das schreibt Mario Giordano in seinem Roman ‚Die Frauen der Familie Carbonaro‘. Die Famile Carbonaro ist die deutsch-sizilianische Familie des Autors. Er hat seiner Familie in seinem Roman ‚Terra di Sicilia‘ ein Denkmal gesetzt. Jetzt hat er die Familiengeschichte noch einmal geschrieben, und zwar erzählt er sie aus der Perspektive der Frauen – der Frauen Pina, Anna und Maria. Giordano nimmt uns in opulenten Bildern mit bis ins archaische Sizilien Ende des 19. Jahrhunderts. Seine Familiengeschichte aus der Sicht der Frauen ist eindrucksvoll, ist erschütternd, ist erhellend. Der Autor gibt den Frauen in einer durch und durch patriarchalen Welt eine Stimme, er setzt ihnen ein Denkmal und wir lernen auch zu würdigen, welch weiten Weg die Frauen gehen mussten bis in die heutige Welt – und dass Emanzipation nichts Selbstverständliches ist. 

Mario Giordano / 'Die Frauen der Familie Carbonaro' / Goldmann Verlag / 500 Seiten / 24 Euro 

https://www.penguin.de/Buch/Die-Frauen-der-Familie-Carbonaro/Mario-Giordano/Goldmann/e569495.rhd

 

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