Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Meckern und Klagen reicht nicht!

Haben Sie das dramatische Fußballwochenende ein bisschen mitbekommen? Selbst Nichtfußballfans haben wahrscheinlich gehört, dass es Dortmund, obwohl sie zwei Punkte Vorsprung hatten, nicht geschafft hat, Meister zu werden.

Spott und Häme sind dann hier in unseren Breiten die leider normal gewordenen Begleiterscheinungen solcher Ereignisse. "Zu doof um Meister zu werden" ist dann noch das kleinste Übel, was den Dortmundern nachgesagt wird. Mich aber hat etwas ganz anderes beeindruckt.

Obwohl schon Hunderttausende in der Stadt für den Jubel und die Meisterfeier bereit waren, gab es kein Chaos, keine Schlägereien, keine Wutausbrüche, die oft großen Enttäuschungen Luft machen. Es war still und traurig.

Aber ganz anders im Stadion. Nach der Schalenübergabe an den Meister haben die zehntausenden Fans von Dortmund noch lange die Lieder und Hymnen ihres Vereins gesungen und immer und immer wieder die Namen der Spieler und besonders auch den Namen des Trainers gerufen und gesungen. Die Fans und Fußballbegeisterten haben gespürt, dass die Spieler und der Trainer genau das jetzt brauchen: Trost und Unterstützung, damit sie nach der Sommerpause gut wieder beginnen können.

Draufhauen wenn immer wieder etwas schiefgeht, wenn die Enttäuschung überhandnimmt, und mit allen Mitteln immer weiter bohren und klagen, ist eine Möglichkeit zu reagieren. Auch in unserer Kirche.

"Man kriegt die Welt nicht besser gemeckert" habe ich dieser Tage als witzige Karte gelesen. Meckern und Klagen reicht nicht. Trösten ist angesagt und selber besser machen und drinbleiben in dieser Kirche. Zur Zeit des Franziskus von Assisi lag die gesamte Kirche noch viel mehr im Argen und er hat immer wieder gesagt: "Ich kann die Kirche nur verbessern, wenn ich drinbleibe, wenn ich hineingehe, wenn ich selber Hand anlege, um die Kirche neu wiederaufzubauen."
 

Und dazu gehört dann heute auch dafür einzutreten, dass Frauen und Laien predigen und taufen und dass die Verkündigung und die Seelsorge und die leitenden Ämter nicht mehr nur an die Weihe von Männern geknüpft ist, dass Verbrechen aufgeklärt und Opfer gehört und entschädigt werden, dass mutig gestritten und das Gespräch gesucht wird.

Bei Paulus im Brief an Timotheus heißt es: "Entfache die Gnade Gottes wieder. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit."
 

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