Als Jugendliche bin ich jahrelang, wann immer ich konnte, zu Jugendwochenenden ins Jugend– und Bildungshaus Marcel Callo in Heiligenstadt gefahren.
Dort habe ich erstmals von dem jungen Mann gehört, an den ich heute erinnern möchte. Er wurde 1921 in Rennes in Frankreich geboren und wuchs dort als zweites von acht Kindern in einer katholischen Familie auf. Er war begeisterter Messdiener und Pfadfinder und hat dann Buchdrucker gelernt. Schon mit 13 Jahren ist er Mitglied der christlichen Arbeiterjugend und hilft seit der deutschen Besetzung Frankreichs, dass Zwangsarbeiter in die freien Zonen des Landes fliehen können. Er selbst aber wurde im Frühjahr im Rahmen des Zwangsarbeitsdienstes 1943 nach Deutschland verschleppt und sagt dazu: "Ich gehe nach Deutschland, um den andern zu helfen durchzuhalten." Im Zwangsarbeitslager Zella-Mehlis in Thüringen gründete er eine katholische Aktionsgruppe, sammelte zum Gottesdienst und wirkte als Krankenpfleger. Am 19. April 1944 wurde er wegen seines religiösen Einsatzes unter den Kameraden verhaftet: "Durch seine katholische und religiöse Aktion hat er sich als Schädling für die Regierung der nationalsozialistischen Partei und für das Heil des deutschen Volkes erwiesen" steht in der Begründung. Er stirbt im März 1945 völlig entkräftet im KZ Mauthausen.
Mich beeindruckt sehr, was er vor seiner Ankunft als Zwangsarbeiter in Zella-Mehlis, als dreiundzwanzigjähriger junger Mann einem Mitgefangenen gesagt hat: "Ich gehe nicht als Arbeiter dorthin - ich fahre als Missionar. Glücklicherweise gibt es einen Freund, der mich nicht einen einzigen Augenblick verlässt und der versteht, mich in notvollen und niederdrückenden Stunden aufrecht zu halten. Mit IHM erträgt man alles. Wie dankbar bin ich Christus, dass er mir den Weg, auf dem ich mich gegenwärtig befinde, durch sein Beispiel vorgezeichnet hat!"