Auf dem Weg nach Bonn mit dem Auto habe ich ziemlich gut in der Zeit gelegen und war schon vorfreudig, dass ich zu meinem Termin überpünktlich da sein würde. Mein Navi hat mir noch 15 Kilometer angezeigt. Für diese 15 Kilometer habe ich dann aber 30 Minuten gebraucht. Und hinter mir, ein riesig wirkender LKW, der bei jedem Bremsmanöver gefühlt auf mein kleines Auto aufgefahren ist.
Und ich hatte die Hoffnung, dass sein Fahrer munter und ausgeschlafen ist und mit voller Konzentration dieses nervige Stopp and Go fahren kann. Dann ist er abgebogen und eine junge Frau mit Kopftuch in einem Kleinwagen fährt jetzt hinter mir. Und immer wenn ich aufschaue und sie im Spiegel sehe, lächelt sie und nickt mir zu. Ich lächle zurück und wir spielen dieses Freundlichkeitsspiel solange, bis ich abbiegen muss. Ein bisschen war es wie ein verschmitztes: wir Schleierträgerinnen achten aufeinander. Manchmal hängt tatsächlich das eigene Wohl oder Wehe und das der Menschen an unserem Weg, an ganz alltäglichen Dingen: ausgeschlafene und muntere Verkehrsteilnehmer, ein freundliches Lächeln und ein aufmunterndes Nicken. Der oft so hektische Straßenverkehr und Berufs– und Lebensalltag sind für niemanden immer besonders leicht. Aber es trotzdem relativ leicht, sich gegenseitig die Last leichter zu machen, sie tragen zu helfen. Das erscheint so easy und mancher denkt jetzt vielleicht: dass es doch eher die großen und heroischen Entschlüsse und Taten sind, die einem Menschen das Leben retten, eine Kirche zur Umkehr zwingen, einer Gesellschaft den Ruck zum Guten verordnen.
Ich merke, dass es eher die vielen täglichen kleinen Taten und Gelegenheiten sind, die einander spürbar helfen und die Last des Lebens leichter machen. "Einer trage des Anderen Last" so erfüllt ihr Christi Gebot.