Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Schützen schützen

Mit dem Pfingstfest haben hier im Sauerland auch die Schützenfeste in allen Dörfern und noch so kleinen Flecken begonnen. Endlich, sagen alle, die es lieben: diese Feste, die alle zusammenbringen zum Feiern, zum Marschieren, zum Tanzen und in den lauen Nächten zum Eierbacken. Da kommen die Verwandten von nah und fern, da kommen alle, die schon mal weggezogen sind, nach Hause, alle die schon mal Schützenkönig waren und mit Vergnügen sich in die Feierlichkeiten stürzen. Da gibt es feste Rituale und Regeln, wann, wo, was ist und wer da sein muss. Wer sich als Schützenkönig bewirbt und wer auf den Vogel schießen darf. Erst hier habe ich tatsächlich verstanden, dass das Wort, der hat aber den Vogel abgeschossen, einen realen Hintergrund hat und damit zu tun hat, wer mit dem letzten Schuss den Holzvogel vom Nagel holt.

Der leitende Pfarrer ist ein bisschen erschrocken, ob der vielen Schützenfeste, zu denen er eingeladen ist, und bemerkt aber erfreut ganz nebenbei, dass er dort mit Leuten ins Gespräch kommt, die er sonst das ganze Jahr kaum trifft. Als ich hier neu war, habe ich ganz arglos beim Umtrunk gefragt, wozu es die Schützen denn überhaupt gibt. Der angefragte Schützenoberst hat milde gelächelt ob der Unwissenheit der neuen Schwester und sehr freundlich gesagt: "Schützen sind dazu da, um zu schützen" Das hat sich mir sehr eingeprägt. Vor mehr als siebenhundert Jahren, als der kleine Ort die Stadtrechte verliehen bekam, gründete sich der Schützenverein: als Bürger- und Stadtwehr. Und sehr häufig war es auch bitter notwendig. Denn in allen verrückten Zeitläufen war es immer wichtig, dass eine kleine Stadt gut verteidigt und bewacht wurde, wenn Räuberhorden, fremde Soldatengruppen oder ganze Kriegstruppen angerückt kamen.

Ein interessanter Aspekt kam mir in einem anderen Gespräch mit Schützen. Es ist auch wichtig, in einem solchen Ort die guten Sitten, die Treue zur Stadt und zum Glauben zu schützen. Und da bin ich mir sicher: Wenn einige tausend Männer und ihre Familien sich darum kümmern, dass in der Stadt die Themen des Lebens positiv behandelt werden, wenn in Sachen Kirche und Glaube tatsächlich ein Einvernehmen bei aller Auseinandersetzung erreicht wird, wird das gute Klima in einer Stadt geschützt und gut gehütet. Schützen schützen – ein gutes Wort.

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