Irgendwie ist das heute schon witzig, der Marienmonat Mai, beginnt mit dem Gedenktag eines Mannes: des Heiligen Josef des Arbeiters.
Manchmal hat die Kirche vorhandene Feste genommen, sie quasi getauft und ihnen einen christlichen Inhalt gegeben. Aus dem Wintersonnenwendfest wird Weihnachten, aus dem Fest der Frühlingsgöttin Ostera wird Ostern, und der 1. Mai, der altbekannte Kampftag der Arbeiterklasse, wird 1955 der Gedenktag des Hl. Josef des Arbeiters. Ein bisschen witzig klingt das in meinen Ohren schon. Aber andererseits: den Hl. Josef, den Zimmermann, zum Patron der Arbeiter zu machen, ist eigentlich auch eine gute Idee. Er hat das Zimmermannshandwerk wahrscheinlich von seinem Vater gelernt, hat es ausgeübt als er Maria kennengelernt hat, und dann mit seiner Hände Arbeit die Familie ernährt. Und wie es in vielen Familienbetrieben auch heute noch ist, hat auch Jesus von ihm das Zimmermannshandwerk gelernt.
In den Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich die Welt immer mehr in zwei Lager geteilt hat, der vom Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus geprägt war und den kalten Krieg befeuert hat, war es gut, einen Patron zu haben, der den Millionen Arbeitern in allen Ländern zur Seite stand und ihr Schutzpatron gegen alle Vereinnahmung und Indoktrinierung durch die Weltmächte geworden ist. Der bescheidene Handwerker aus Nazareth, stand damals und heute vor Gott und für die Menschen für die Würde der menschlichen Arbeit ein. Und als eine nette kleine Geschichte nebenher gibt es noch ein Gemälde im Hochchor des Bonner Münsters: es zeigt die Begegnung von Maria und Elisabeth. Im Evangelium ist da in keinem Wort von Josef die Rede.
Aber auf dem Bild steht bescheiden im Hintergrund der heilige Josef mit dem Attribut der roten Arbeiterfahne.