Vor einiger Zeit ist mir ein Text von Lothar Zenetti in die Hände gefallen. Darin heißt es: "Wir reden. Wir reden dauernd aneinander vorbei. Wir reden. Wir reden uns immer weiter auseinander. Vielleicht schweigen wir uns wieder zusammen."
Aneinander vorbeireden geht ganz schnell. Es soll ja auch Menschen geben, die gleichzeitig miteinander reden, ohne sich wirklich zuzuhören. Und meist bleibt es dann bei ganz belanglosem Zeug. Hauptsache, es plätschert. Und so kann man sich dabei auch auseinanderreden und hat sich eigentlich nichts zu sagen. Solche Oberflächlichkeiten sorgen leider dafür, dass ich meinen Nächsten, mein Gegenüber nicht wirklich ernst nehme, indem ich ihn oder sie mit abgedroschenen Phrasen abspeise.
Zeit für ein Gespräch, das wirklich manchmal eine Herausforderung und sicherlich nicht bei jeder Person, die etwas von mir will, gleich einfach ist. Aber ist Schweigen dann die richtige Medizin? Reden ist zwar Silber und Schweigen Gold, aber gilt das auch, wenn man sich am Ende nichts mehr zu sagen hat? Lothar Zenetti setzt ja deshalb auch ein "Vielleicht" vor diese Vorstellung, dass Schweigen wieder zusammenführen kann. Aber nur Schweigen, das stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht sollte man den letzten Satz mit einem wenn und ein paar Punkten ergänzen. Ich würde dann ergänzen: wenn wir uns stattdessen ein Lächeln schenken, wenn wir uns gegenseitig Wünsche von den Augen ablesen oder wenn wir einfach fragen: "Wo kann ich dir helfen?" – Statt also mein Gegenüber mit belanglosen Worten zuzuschwallen, könnte doch ein einziger ernstgemeinter Satz oder eine ernstgemeinte Geste viel mehr Mitmenschlichkeit und Zuneigung ausdrücken. Dann kann man sich auch wieder zusammenschweigen.