Morgenimpuls mit Schwester Katharina

So etwas darf nie wieder geschehen!

Ein Chanukka-Leuchter steht auf der Fensterbank und das Foto zeigt, dass am Haus auf der anderen Straßenseite die Hakenkreuzfahnen wehen. Eine entzückend schöne Puppe im Stil ihrer Zeit sitzt in einer Vitrine, das Hörrohr eines Professors liegt fast achtlos da, ein wunderbar emaillierter Kinderkochherd mit Töpfen und Schüsseln lädt zum Spielen ein, die Abendtasche einer jungen Frau wird gleich mit in die Oper genommen.

16 verschiedene, normale Gegenstände des Alltags sind im Bundestag ausgestellt anlässlich des 70 Jahrestages der Gedenkstätte Yad Vashem. Und an jedem Gegenstand hängt eine Geschichte.

Eine Geschichte von jüdischen Mitbürgern, die in den Jahren des Nationalsozialismus immer mehr unterdrückt und ausgegrenzt worden sind denen aber, im Gegensatz zu Millionen ihrer Mitbürger, die rechtzeitige Flucht gelungen ist. Und da es in den meisten Fällen keine normale Auswanderung in Friedenszeiten war, sondern unter höchster Geheimhaltung und Not organisierte Flucht, desto mehr beeindrucken mich diese Alltagsdinge, die Menschen unbedingt mitnehmen mussten. Dinge die ihre Identität ausgemacht haben, die vielleicht Erbstücke einer langen Familientradition waren, Geschenke oder einfach die Sachen, die die Menschen um sich haben wollten.
Bei dieser Ausstellung, die nicht das millionenfache Morden an den Juden durch die Nazis zum Thema haben, sondern 16 gerettete Gegenstände von 16 geretteten Familien, wird unglaublich klar, was millionenfach verloren gegangen ist: die Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags, zu den familiären Traditionen, zu dem, was Menschsein ausmacht.

"Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird." Dieses Zitat von Richard von Weizsäcker in seiner Rede 1985, kann helfen, sich an diesem 27. Januar an all das Schlimme in unserer Vergangenheit zu erinnern, aber auch, mit diesem Erinnern vor Augen zu behalten, dass es immer Arbeit bleibt, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

Themen