Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Sonntagslektüre

Eine meiner besonderen Sonntagsvergnügen ist es, eine große überregionale Sonntagszeitung zu lesen. Da geht es um mehr als nur die aktuellen Nachrichten der Woche. Da gibt es gute Hintergrundberichte und Kommentare aus vielen Bereichen, um die man sich in der Eile der Woche nicht so kümmern kann.

Ein kleinerer Artikel handelt davon, dass der Sozialstaat nicht untergehen wird, wenn es die vielen sozialen Einrichtungen der Kirchen nicht mehr geben wird, weil es die beiden großen Kirchen in Deutschland bald nicht mehr geben wird. Und die andere Lektüre war das Evangelium des Sonntags. Da ging es um den Sämann und die Aussaat und dass der Sämann unentwegt aussät, auch wenn ein Teil der Saat in die Dornen, auf Felsen, auf belebte Wege fällt und nicht aufgehen kann. Aber der andere Teil bringt Frucht: dreißigfach, sechzigfach, hundertfach. Und Jesus, der diese Geschichte erzählt, sagt nochmals deutlich, dass es auch so mit dem Wort Gottes ist: Es wirkt und kehrt nicht ohne Erfolg zu ihm zurück.
Solange also das Wort Gottes verkündet wird, das Evangelium vom guten Gott, der die Menschen durch ihr Leben, ihre Höhen und Tiefen begleitet, der bis in den Tod mit ihnen geht, und sie dann nicht im Grab lässt, sondern ihnen den Weg zum neuen Leben ebnet, solange wächst das Reich Gottes in der Welt.

Beide Nachrichten nebeneinander lesen sich paradox, sind es aber nicht. Wenn über die Jahrhunderte die caritative Tätigkeit der Christen so in der Gesellschaft angekommen ist, dass es dazu die Kirchen nicht mehr braucht, ist es doch super. Dann können die Christen nach neuen Feldern ihres Tuns Ausschau halten und sich ganz anders und neu ausrichten.

Bei einer Aktion für junge Frauen vor zehn Jahren, die mal schauen sollten, ob Olper Franziskanerinnen Zukunft haben, hat mich eine Antwort zutiefst beeindruckt. Die jungen Frauen, die die Philippinen und die Projekte der Schwestern besucht haben, konnten sehr deutlich formulieren: Solange es arme Menschen gibt, wird es Menschen geben, die sich um sie kümmern und für sie da sind. Christen, Ordensleute, Menschen aller Religionen oder Anschauungen, denen das Wohl der Mitmenschen nicht egal ist. Gott sei Dank.

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