Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Von Ritualen und dem "König der Könige"

Haben Sie am Samstag etwas von den Krönungsfeierlichkeiten in London mitbekommen?
Andere Länder, andere Sitten, ist ein geflügeltes Wort und so muss ich ja nicht urteilen, was ich von diesen Zeremonien und all dem Drum und Dran halte.

Dass diese Krönungen seit mehr als 1000 Jahren dieses Land zusammenhalten und Identität stiften, ist schon beeindruckend. Es gab ein paar sehr kurze und knappe Szenen, die mich dann tatsächlich sehr berührt haben. Die für mich Eindrücklichste war ganz zu Beginn der ausgiebigen Liturgie. Ein kleiner Chorknabe hat sich, vor den zu krönenden König Charles, gestellt und ihn begrüßt mit den Worten: "Als Kinder des Reiches Gottes grüßen wir euch im Namen des Königs der Könige" Ich war total perplex ob dieses knappen und unglaublich inhaltsschweren Satzes. Wie hätten Sie, wenn Sie ausgewählt worden wären, den König begrüßt? Garantiert so nicht. Aber warum eigentlich nicht?

"Als Kinder des Reiches Gottes," das sind wir Getauften alle, obwohl es uns wahrscheinlich nicht immer so bewusst ist. "grüßen wir euch im Namen des Königs der Könige" Wie kann so ein kleiner Junge es wagen, im Namen des Königs der Könige zu grüßen, dachte ich erst? Aber dann ist mir schnell bewusst geworden: auch wir beginnen doch selbst jeden Tag, jedes Gebet, jeden Gottesdienst mit dem Gruß: "Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes".

Diese Verblüffung über den Gruß des Jungen hat mir deutlich gemacht, dass wir in unseren täglichen Ritualen oft gar nicht mehr klar haben, was wir da sagen. Das ist auch nicht schlimm, weil Rituale dazu da sind, unser Leben zu strukturieren und ein Netz von Gewohnheiten und Geübtem uns durch den Tag leitet. Aber sich durch einen so knappen Satz da herausreißen zu lassen, und darüber nach zu denken, ist nicht so verkehrt.

Und was hat der König geantwortet: "In seinem Namen und nach seinem Beispiel komme ich, nicht um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen" Das könnte ein Ordensgelübde sein, ein Schwur beim Beginn eines neuen religiösen Amtes oder ein Ausruf, um deutlich zu machen, unter welchem Wort mein Lebensweg stehen soll.
Nehmen Sie doch den Begrüßungssatz des Jungen: "Als Kinder des Reiches Gottes grüßen wir euch im Namen des Königs der Könige" mit in den Tag und vielleicht finden Sie eine Antwort auf diesen Gruß, den Sie ganz persönlich Gott sagen würden.

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