Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Was ist das richtige Maß für mich?

Die zweite Strophe aus einem Hymnus in der Fastenzeit heißt:

Maßvoll lebe der Leib, wachsam und lauter sei der Geist, dass der Weg dieser Zeit Durchgang zur Auferstehung sei. Die Erde zu heilen schuf Gott diese Tage.

Maßvoll lebe der Leib – was ist das richtige Maß, für mich?

Über Franz von Assisi und seine ersten Brüder gibt es die Begebenheit, dass einer der Brüder nachts vor Hunger geschrien hat und befürchtet hat, dass er sterben würde. Franziskus lässt alles holen, was noch irgendwie Essbares zu finden war, und alle essen zusammen mit dem Bruder, damit der sich nicht schämen muss, weil er so hungrig ist.

Wir wissen schon, dass jede und jeder andere Bedürfnisse hat, aber es gilt trotzdem: Wer immer satt ist, der hat es bald satt. Wer nie Durst hat, der schätzt das Wasser nicht mehr. Wer nicht verzichten kann, für den haben alle Dinge, die man bekommen kann, eine Sogwirkung: man will immer mehr. Wenn meine Ansprüche an Kuchen immer Torten sind, fällt alles andere als Torte immer als Enttäuschung aus. Daher verstehe ich auch diesen Aufruf aus dem Hymnus: Wachsam und lauter sei der Geist! Manchmal denke ich ja: Okay, jetzt habe ich es verstanden. Aber dann kommt mir etwas total quer, kommt quasi statt des Festweines nur das Kranwasser, und schon bin ich im alten Muster und habe Ansprüche.

Und dann beten wir im Hymnus: "Die Erde zu heilen, schuf Gott diese Tage!" Wenn nicht wir Heutigen, die wir die verstörenden Bilder der plastikverseuchten Weltmeere frei Haus geliefert bekommen, wenn nicht wir, wer soll denn dann damit beginnen, sich zu bescheiden, eine neues, kleineres Maß für sich selbst zu verwenden, verzichten zu lernen und konkret damit beginnen.

"Damit der Weg dieser Zeit, Durchgang zur Auferstehung sei" – für uns selbst aber auch für die göttliche Schöpfung, unsere Mutter Erde.

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