Morgenimpuls Schwester Katharina

Welches Vorbild wollen Sie sein?

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Immer wieder rufen bei uns Leute an und erkundigen sich nach der einen oder anderen Schwester und fragen, ob sie noch leben, wo sie sind und ob man sie noch besuchen kann. 

Und wenn ich das alles beantwortet habe, dann frage ich, was sie denn mit der Schwester verbinden. Und dann kommen oft Erlebnisse und Ereignisse in früheren Jahren bei persönlichen Problemen oder schlimmen Unfällen oder Todesfällen, wo die Schwester die auffangenden Arme hatte, immer zum Gespräch da war oder sogar im Haushalt, bei der Betreuung von Kindern oder Kranken eingesprungen ist. 

Heute tragen wir eine Schwester zu Grabe, bei der Generationen von Mädchen und jungen Frauen Nähen gelernt haben. Viele Jahre hat sie von Montag bis Samstag Nähkurse gegeben. Und, das erzählen Anruferinnen oft, sie haben bei ihr sehr viel mehr gelernt als Nähen. Sie haben Gebete und Gedichte gelernt und Lieder und Gesänge. Sie haben, je nach Jahreszeit und Zeit im Kirchenjahr, Tipps und Ideen bekommen, wie man Advent, Weihnachten, Fastenzeit und Osterzeit gestalten kann und wie das innere und äußere Leben zusammengehören können. Und vieles davon haben sie ihr ganzes Leben lang so gehalten. Ich bin beeindruckt davon. 

Ich habe diese Schwester in ihren letzten, eher schwierigen Jahren mit Krankheit und Leid und Schwerhörigkeit erlebt und mich immer gefreut, wenn etwas aufgeblitzt ist von ihren früheren, fröhlichen Liedern und Gesängen, die sie auch mit endlos vielen Strophen immer noch auswendig konnte. 

Immer mal habe ich sie, wenn sie sich mühsam im Rollstuhl durch die Flure bewegt hatte, an einer kleinen Marienstatue beten gesehen, und dann war sie so versunken, dass sie den Trubel ringsum nicht bemerkt und sich nicht hat beeindrucken lassen. 

Seien wir dankbar für das Lebens- und Glaubenszeugnis so vieler älterer und alter Mitschwestern, Verwandten und Bekannten, die in allem, was sie in den früheren Jahrzehnten getan und gebetet haben, oft so viele Menschen bewegt, beeindruckt, begleitet und geleitet haben, ohne davon selbst viel Gedöns zu machen, wie man in Köln sagen würde. 
Und immer an solchen Tagen ist es mir wichtig zu bedenken, wie sehr wir selbst heute Vorbilder und Begleiter anderer sind, in allem, was wir tun und lassen und sagen und beten. 
 

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