Blauer Himmel, laues Lüftchen und eine Parkbank am Ufer der Maas: manchmal ist ein Tag so schön, als fiele er direkt vom Himmel.
Mit einer Freundin bin ich zu einer Wanderung im niederländischen Grenzgebiet verabredet. Die Freundin hat mir im Winter einen großen Gefallen getan, für den ich ein Dankeschön Picknick versprochen hatte.
„Da machen wir im Frühjahr einfach mal eine Wanderung “, hatte mir die Freundin geschrieben und eine Wanderroute in der Nähe der Maas vorgeschlagen:
„Das ist eine schöne Strecke, Du wirst sehen“ schreibt die Freundin, „und wenn wir Glück haben, ist die Bank am Ufer der Maas frei, das wird dann so richtig schön.“
Ich bin gespannt, denn ich wandere eigentlich gerne, aber in meiner Familie sonst kaum jemand.
Also, ich bin dabei.
Während ich in der Küche das Picknick richte, stromert der Jüngste um mich herum. Fast könnte man meinen, er wäre eifersüchtig, so sehnsüchtig schaut er auf meine Spargelmuffins, den Himbeergazpacho oder auch die Wraps mit mexikanischer Bohnenfüllung.
Die sehnsüchtigen Augen lassen mich die doppelte Menge kochen. So kann der Jüngste, ganz ohne Wanderung, zu Hause am Picknick teilhaben.
Denn in der Tat lege ich mich sehr ins Zeug. Aber nun, meine Freundin, eine promovierte Historikerin und Germanistin, hat immerhin mein neues Buch so liebevoll wie kenntnisreich lektoriert.
Einfach so.
Da darf ich mir gerne etwas Mühe beim Kochen geben.
Beim Kochen denke ich nochmal darüber nach, wie es zu diesem Freundinnen-Wandertag gekommen ist.
„Schuld“ ist eine andere Freundin, eine Brieffreundin. Wir wohnten in verschiedenen Bundesländern und hatten, als wir uns kennenlernten, beide ein prall volles Leben.
Da blieb wenig Zeit für gegenseitige Besuche. Aber spät abends oder in der Früh eine E-Mail schreiben, das geht ja immer. Bald hatte meine Brieffreundin den Wunsch, dass wir zusammen ein Buch schreiben. Wozu es aber nie kam.
Als meine Brieffreundin plötzlich starb, habe ich ein doch ein Buch für sie geschrieben. Ein Freundinnenbuch. Jetzt erscheint es. Lektoriert hat es, wie gesagt, eine andere Freundin,
Mit eben der ich einen wunderschönen Maisonntag an der Maas entlang wandere.
Und nicht nur, als die Bank an der Maas frei ist, denke ich: eigentlich sind wir zu dritt unterwegs. Diesen Tag hat uns meine verstorbene Freundin vom Himmel heruntergeworfen.
Wie wunderbar!