Ein Kurs aus dem 12. Jahrgang der Rupert-Neudeck-Gesamtschule in Tönisvorst war mit mir als Honorarkraft aufgebrochen, um ihre Partnerschule in Ghana zu besuchen.
Ein Jahr lang hatten sie sich vorbereitet, hatten viel gelernt über die Sklaverei, die Kolonialzeit und darüber, was gute Entwicklungszusammenarbeit ausmacht.
Seit Oktober hatten die sechs je einen Chatpartner oder -partnerin, erzählten sich von Familie, Schule, Weihnachten und Alltag. So gab es leuchtende Augen, als die sechs ghanaischen und die sechs deutschen Schüler:innen das erste Mal aufeinander trafen.
Unsere Jugendlichen erlebten eine andere Welt. Da ist das tropische Klima, mit der extremen Luftfeuchtigkeit. Da ist das exotische Essen. Die Jugendlichen lernten Fufu, einen festen Brei aus Maniok oder Yamswurzeln und Banku, Teigklöße aus fermentiertem Mehl, kennen.
Die Jugendlichen erlebten kratertiefe Löcher und seengroße Pfützen auf den Straßen. Sie sahen Wellblechhütten und tausende Menschen, die Eier, Krapfen oder Bananenchips aus Körben auf den Köpfen tragen, um sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Den vielleicht größten Unterschied aber macht der Schulalltag der ghanaischen Jugendlichen.
Die Partnerschule hat ca. 1400 Schüler:innen, knapp 1000 davon leben im Internat.
Als wir ankommen, fängt das neue Schuljahr gerade an. Wir beobachten, wie die Neuen alle mit bunten Besen, Matratze und Blecheimer anreisen. All das brauchen sie, um ihre Schlafsäle sauber zu halten, in denen sie zu jeweils Hundert dicht an dicht in Stockbetten schlafen.
Der Tag fängt im Internat um 4 Uhr in der Früh mit putzen an. Nach Waschzeit und Frühstück beginnt um 6 Uhr 30 der Unterricht. Abend für Abend ziehen hunderte Schüler und Schülerinnen zu den Brunnen ziehen.
Zurück tragen sie durch die immer noch heiße Abendluft auf ihren Köpfen die gefüllten Blecheimer in die Schlafsäle. Es sind diese mühseligen Wasserprozessionen, die mir noch lange vor Augen stehen.
Vor allem, als just am Tag nach unserer Rückkehr, wegen Bauarbeiten in unserer Straße, das Wasser abgestellt wird.
Wie oft will ich mal eben schnell, für einen Tee oder um etwas aufzuwischen, den Wasserhahn aufdrehen!
Jedes Mal denke ich an den langen Weg, den die Jugendlichen täglich nehmen. Dass das so ist, kann ich nicht ändern.
Wunderbar wäre, wenn wir wenigstens merken würden, wie gut wir es haben. Was unbegrenztes Wasser aus der Leitung und so vieles andere mehr angeht.