Die beste Vorbereitung für unsere Ghanareise, hat man uns gesagt, sei: Be prepared not to be prepared. Also etwa: Sei darauf vorbereitet, nicht vorbereitet zu sein.
Ein Jahr lang haben wir diese Reise eines Oberstufenkurses zu einer Partnerschule in Ghana vorbereitet. Inhaltlich haben wir von der Sklaverei bis zum systemischen Rassismus und über Land und Leute und Vorurteile gearbeitet.
Praktisch haben wir Spenden gesammelt, Reisepässe beantragt, uns über Impfungen und Gepflogenheiten vor Ort schlau gemacht. Über Chat haben wir Kontakte zur Partnerschule vor Ort gepflegt, Flüge und Unterkünfte gebucht.
Und dann haben wir uns daran gemacht, die Visa zu beantragen. Also, ich war schon in einigen Ländern, für die ich ein Visum gebraucht habe.
Aber ob Moskau oder New York, Chile oder Indien, Burundi oder Ruanda, noch nie, wirklich noch niemals musste ich so einen Aufwand treiben wie für Ghana.
Nicht nur, dass das Visum online und per Post, also doppelt beantragt werden muss. Nicht nur, dass es über zehn Dokumente braucht, vom Einladungsschreiben bis zum Einkommensnachweise. Nein, die Dokumente müssen zum Teil auch noch mehrfach beigelegt werden und der Visumsantrag an sich erstreckt sich auf viele, viele Seiten.
Per Post muss dann noch der jeweilige Pass per Einwurfeinschreiben mit den Unterlagen nach Berlin zur ghanaischen Botschaft. Und ein Rückumschlag ebenfalls per Einwurfeinschreiben dazu.
Nach ein, zwei Wochen kommen nach und nach die Pässe mit den eingeklebten Visa zurück. Nur bei einer Schülerin nicht.
Als diese schließlich ihren Brief mit der Seriennummer der Post nachverfolgt, zeigt sich das Problem. Der Pass ist nicht auf dem Weg zur ghanaischen Botschaft in Berlin. Sondern auf dem Weg nach Ghana!
DHL kann nicht aufklären, was passiert, letztlich ist es auch egal. Der Pass ist weg. Die Schülerin kann nicht mit. Was tun?
Alle sind bestürzt, alle helfen. Der Bürgermeister verschafft der Schülerin einen Eiltermin im Rathaus für einen Ersatzpass. Das Konsulat in Hannover macht eine Ausnahme. Wenn die Schülerin persönlich komme, dann bekäme sie dort ein Visum.
Gesagt, getan. Neuer Visumsantrag, dieses Mal alles vierfach und eine Fahrt nach Hannover. Ich bekomme ein Bild – strahlend hält die Schülerin den Pass mit Visum in die Kamera.
Im Leben ist es, wie bei jeder Reise. Je mehr wir wissen, dass Pläne nur Pläne sind, desto eher können wir mit Planänderungen umgehen.
Ich bin dann mal gespannt, was die eigentliche Reise bringt. Und werde berichten.
(Erstsendung 30.04.2022)