07.04.2023 | 19:00 - 22:00 | Musica

Der Karfreitag ist musikalisch alles andere als still

"Wie er mit dem Tode rang"

Jesus am Kreuz / © Anastasiia Kiktenko (shutterstock)

Sendung

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Die Orgel und Glocken schweigen - die Gesang aber nicht. Auch wenn der Karfreitag ein so genannter stiller Tag ist, gibt es trotz der reduzierten Musik in Liturgie ergreifende Werke für den Todestag Jesu.

Dass die instrumentale Musik am Karfreitag in den katholischen Gottesdiensten schweigen soll, ist längst nicht immer so gewesen. Dennoch entwickeln die Gesänge ohne Instrumente bei der besonderen Karfreitagsliturgie ihre beeindruckende Wirkung.

Der Choral O Haupt voll Blut und Wunden wird oft zur Lesung der Passion gesungen, obwohl die bekannteste Version von Johann Sebastian Bach aus dessen Matthäuspassion stammt, die selbstverständlich Instrumente vorsieht.

Stabat mater untrennbar mit Pergolesi verbunden

Ähnlich bekannt wie der Choral dürfte die Stabat mater-Vertonung des Bach-Zeitgenossens Giovanni Battista Pergolesi sein. Besetzt ist das Werk für Sopran und Alt solo und Streicher.  Vor allem die emotionale Musiksprache Pergolesis, die den schmerzhaften Charakter des Textes gut deutet, spricht die Menschen bis heute an.

Pieta im Kölner Dom / © Johannes Schröer (DR)
Pieta im Kölner Dom / © Johannes Schröer ( DR )

Aber auch rund 100 Jahre später entstanden noch zahlreiche Vertonungen über den Schmerz der Gottesmutter beim Kreuzestod von Jesus Christus. 

Das mittelalterliche Gedicht Stabat Mater vertonte beispielsweise Franz Schubert im 19. Jahrhundert zweimal. Der lateinische Text trauert mit Maria, der Gottesmutter, um Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist. Neben dem lateinischen Original komponierte Schubert ein zweites Werk. Im Frühjahr 1816 vollendete er es.

Im Gegensatz zur ersten, nur fünfminütigen Komposition aus dem Vorjahr legte Schubert seiner Vertonung diesmal die deutsche Übersetzung von Klopstock zu Grunde. Diese Version stellt mit dem Klopstock'schen Text Jesus Christus, nicht Maria in den Mittelpunkt der Betrachtung. Besetzt ist das Werk für Chor bis zu acht Stimmen, Solisten und Orchester.

Klagelieder als Totenklage

Seit Jahrhunderten werden für die Karwoche besonders eindrucksvolle Musikwerke komponiert. Das liegt zum einen am dramatischen Geschehen um Verrat, Verhaftung und Hinrichtung von Jesus Christus. Zum anderen wird dieses Geschehen aber auch durch besondere Texte aus der Bibel vertieft und reflektiert.

So werden die beklemmenden Klagelieder in der Karwoche zumindest in Auszügen in den speziellen Trauermetten gelesen – oder eben in Vertonungen aufgeführt. Auch heute noch gibt es am Kölner Dom zum Beispiel eine speziell gestaltete Trauermette, in der die Klagelieder gesungen oder gelesen werden.

Klagemauer in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Klagemauer in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Die alttestamentlichen Klagelieder reflektieren die Zerstörung Jerusalems und des Tempels im 6. Jahrhundert vor Christus. Außerdem haben sie die Funktion einer Totenklage, ähnlich wie die Christen den Tod von Jesus Christus am Karfreitag betrauern. Vor allem im Zeitalter der Renaissance wurden die Lieder mehrfach vertont und in der Karwoche aufgeführt. In der Regel geschah dies in den Gottesdiensten am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Auch in späteren Zeiten wurden zumindest Auszüge in Musik gesetzt und aufgeführt.

Im Radioprogramm erklingen am Karfreitag bereits ab 19 Uhr Vertonungen von Franceso Durante und Orlando di Lasso, dazu Stabat mater-Vertonungen von Pergolesi und Schubert.

 

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