Libori 2024 – Pontifikalamt mit dem Landvolk

"Die Natur ist keine Ersatzreligion"

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz feiert Libori-Festgottesdienst mit dem Landvolk im Paderborner Dom und verkündet "eine alte Botschaft – eine aktuelle Botschaft – eine Hoffnungsbotschaft".

Pontifikalamt mit dem Landvolk / © Nicolas Ottersbach (DR)
Pontifikalamt mit dem Landvolk / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz hält das diesjährige Libori-Fest viele Premieren bereit. So auch am Libori-Dienstag, an dem er erstmals den traditionellen Festgottesdienst mit dem Landvolk feiert. Das Libori-Motto "So alt. So neu. So schön." setzt der Paderborner Erzbischof dabei in Verbindung zur Schöpfung: "In der Schöpfung offenbart sich unser Schöpfer – eine Botschaft – so alt. So neu. So schön!"

Der Libori-Dienstag ist auch in diesem Jahr der Tag des Landvolks. Bevor sich das Landvolk jedoch am Nachmittag auf dem Schützenhof zur Kundgebung versammelt, wird im Paderborner Dom das Festhochamt gefeiert. Mitgestaltet wird der Gottesdienst vom Team und Freundeskreis der Katholischen Landvolkshochschule Hardehausen. Der Musikverein Ossendorf sorgt unter der Leitung von Daniel Uhe für festliche Klänge.


Von der Leichtigkeit des Seins

Es sei eine Unbeschwertheit, die den Sommer, lange Tage und laue Nächte für gewöhnlich ausmache – in diesem Sommer jedoch, sorgten große Themen für Bedrückung, erklärt Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seiner Predigt: "Das Drama um den Wahlkampf in den USA und die Risiken für Europa und unsere Zukunft, die Belastungen durch die Kriegskrisen in der Ukraine und im Nahen Osten und die Probleme in unserem eigenen Land." Auch das diesjährige Libori-Fest sei jüngst von dieser Bedrücktheit überschattet worden, erinnert Erzbischof Dr. Bentz an den Todesfall und die Attentatswarnung, die in den Medien kursierte.

Das Evangelium zum Tag mit dem Landvolk berichtet von einer Leichtigkeit des Seins: "Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie", zitiert Erzbischof Dr. Bentz. Oft genug stehe diese Haltung im Kontrast zu unsrer Lebenserfahrung, erklärt der Paderborner Erzbischof: "Wir machen uns so oft Sorgen – und zwar nicht unbegründet: die Kultivierung unsrer Schöpfung fordert uns heraus. Wir spüren hautnah, wie manches in der Schöpfung durch uns selbst aus dem Lot geraten ist. Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung macht uns Sorgen, weil wir spüren, wie Werte und Ethik verrutschen und sich verschieben. Und unsere persönliche Zukunft? So viele Fragezeichen!"

Über allem und in allem wirkt Gott

"Der Christ ist kein Hans-guck-in-die-Luft! Er weiß um die Last des Lebens", stellt Erzbischof Dr. Bentz klar. Und genau darin liege die Kraft des Glaubens – nichts zu beschönigen, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen: "So sollen wir Christen sein." Der Christ wisse jedoch auch: "Nicht allein wir Menschen mit aller unsren Begrenztheiten haben die Dinge in der Hand. Über allem und in allem wirkt Gott! Wir sind nur Geschöpfe. Er ist der Schöpfer, Urheber und Grund der ganzen Schöpfung. Im Letzten hat wirklich nur er die Dinge in der Hand!", bekräftigt Erzbischof Dr. Bentz. Vertrauensvoll zu glauben, dass es einen Schöpfer gibt, in dessen Hand wir geborgen sind, das sei eine "uralte Botschaft", des Glaubens, die in jeder Generation "neu" entdeckt werden will, erklärt der Erzbischof und zieht dann auch den dritten Teil des Libori-Mottos hinzu: So schön! Denn, nur, wer über die Schönheit der Schöpfung staunen könne, werde auch eine Schöpfungsspiritualität entwickeln können, erklärt der Erzbischof und zitiert den Heiligen Bonaventura: "Wer vom Glanz der geschaffenen Dinge nicht erleuchtet wird, ist blind; wer durch dieses so laute Rufen der Natur nicht aufwacht, ist taub."

Gott der Schöpfer werde in jedem Geschöpf wirksam. So habe Papst Franziskus in seiner Schöpfungsenzyklika "Laudato si" gesagt: "Jedes Geschöpf ist Gegenstand der Zärtlichkeit des Vaters, der ihm einen Platz in der Welt zuweist. Sogar das vergängliche Leben des unbedeutendsten Wesens ist Objekt seiner Liebe, und in diesen wenigen Sekunden seiner Existenz umgibt er es mit seinem Wohlwollen" – eine Botschaft – so alt. So neu. So schön!

"Gott bleibt Gott. Geschöpf bleibt Geschöpf."

Um die Schöpfung, das Land, die Tiere und das Leben auf dem Land mit Verantwortung und Sorgfalt nutzen, kultivieren, pflegen und bewahren zu können, müssten wir uns selbst als Teil dieser Schöpfung verstehen, nicht als ihr Gegenüber, rät Erzbischof Dr. Bentz: "Damit wird die Natur auch nicht zu einer Ersatzreligion verklärt. Das überfordert sie und uns. Gott bleibt Gott, und Geschöpf bleibt Geschöpf. Das ist die Grundausrichtung gelingenden Lebens: Sich selbst begreifen als Teil nicht nur einer menschlichen Gemeinschaft, sondern ein Schöpfungsgemeinschaft." Diese Gemeinschaft sei eine "Schicksalsgemeinschaft in der Hand eines Gottes, der seine Schöpfung liebt und sich kümmert", konkretisiert der Erzbischof. Das Resultat: ein starkes Verantwortungsbewusstsein. Gleichzeitig werde menschlicher Selbstüberschätzung ein Riegel vorgeschoben, woraus wiederum Gelassenheit entstünde: "Wir müssen auch nicht alles in der Hand haben, weil wir selbst in Gottes Hand sind." Wer Gott vertraue, werde nicht untergehen, daraus habe auch Jesus gelebt und das sei der Grund, warum er so sorglos sein konnte. Die kürzeste Definition von Religion, zitiert Dr. Bentz den Theologen Matthias Sellmann, sei: "Alles wird gut." Nichts sei verloren. Im letzten werde alles gut, erläutert Dr. Bentz: "Und auf dem Weg dorthin haben wir eine Verantwortung, eine Aufgabe, eine Pflicht – aber auch ein gelassenes Vertrauen."

Das, so ist sich Erzbischof Dr. Bentz sicher, sei eine alte Botschaft, aber auch eine aktuelle Botschaft – eine Hoffnungsbotschaft: "So alt. So neu. So schön!"

Quelle:
EBP
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