Mindestens 494 Sakralbauten in der Ukraine sind infolge der russischen Invasion in der Ukraine zerstört, beschädigt oder geplündert worden, und die Beschlagnahmung von kirchlichen Gebäuden als Standorte für russische Militärbasen vergrößert nach Berichten des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit das Ausmaß der Zerstörung zusätzlich.
Das Institut für Religionsfreiheit (IRF), eine 2001 in Kiew in der Ukraine gegründete Menschenrechtsorganisation, hat diese Daten über die Auswirkungen des Krieges auf die Religionsgemeinschaften in der Ukraine am 1. Februar auf dem International Religious Freedom Summit in Washington, DC bekanntgegeben.
Zerstörungen in allen Regionen der Ukraine
Die meisten Kirchen, Moscheen und Synagogen wurden in den besetzten ukrainischen Verwaltungsbezirken Donezk (mindestens 120) und Luhansk (mehr als 70) zerstört. Das Ausmaß der Zerstörungen ist auch in der Oblast Kiew (70 Gebäude) hoch; dort gab es verzweifelte Gefechte zur Verteidigung der Hauptstadt, ebenso in den Regionen Cherson und Charkiw mit jeweils mehr als 50 zerstörten Sakralbauten.
Zwar sind die östlichen Regionen des Landes am stärksten betroffen, aber zerstörte religiöse Stätten gibt es überall in der Ukraine, von Cherson im Süden bis hin zu Tschernihiw im Norden. Russische Luftangriffe auf zivile Ziele, auch mit Drohnen, haben fast alle Regionen in der Ukraine getroffen; diese Angriffe halten immer noch an.
Das Institut für Religionsfreiheit hat ebenfalls zahlreiche Fälle der Besetzung von Sakralbauten in der Ukraine dokumentiert. Das russische Militär richtet dort Basen ein oder tarnt damit die Feuerstellung russischer Truppen. "Diese Taktik der russischen Armee führt zu einer noch umfassenderen Zerstörung religiöser Stätten in der Ukraine", berichtet IRF, Ukraine. Beschädigte Kulturstätten in der Ukraine, von der UNESCO überprüft.
Gezielte Angriffe auf prominente religiöse Persönlichkeiten und Gläubige durch das russische Militär und die russischen Geheimdienste besonders in den besetzten Gebieten der Ukraine wurden ebenfalls vom IRF, Ukraine dokumentiert. Die Gläubigen und das Kirchenpersonal sind immer wieder zum Ziel der russischen Besatzer geworden – wegen der ukrainischen Sprache, wegen der Zugehörigkeit zu einer anderen Konfession oder wegen anderer deutlicher Zeichen ukrainischer Identität.
Alle Religionen und Glaubensgemeinschaften sind betroffen
Nach Angaben des Staatlichen Dienstes der Ukraine für ethnische Fragen und Gewissensfreiheit wurden in den elf Monaten der russischen Angriffe mindestens 307 religiöse Stätten in der Ukraine zerstört, darunter Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie Bildungs- und Verwaltungsgebäude der ukrainischen Religionsgemeinschaften.
Die meisten der während der russischen Invasion beschädigten religiösen Stätten sind christlich (297), fünf sind muslimisch und fünf jüdisch.
Dreißig der betroffenen Standorte gehören zu verschiedenen protestantischen Gemeinschaften, 21 zur Orthodoxen Kirche der Ukraine, fünf zur römisch-katholischen Kirche, vier zur Griechisch-katholischen Kirche und 95 zu den Zeugen Jehovas.
Achtundvierzig Prozent aller christlichen religiösen Stätten, die während der russischen Angriffe ganz oder teilweise zerstört wurden (das sind 148 Bauwerke) gehören der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die nach ihrer Ratssitzung am 27. Mai 2022 ihre Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche erklärt hat.
Mit Stand vom 1. Februar hat die UNESCO seit dem 24. Februar 2022 Schäden an 238 Kulturstätten in der Ukraine festgestellt, darunter religiöse Gebäude, Museen, historische und kulturelle Gebäude, Denkmäler und Bibliotheken.
(Quelle: Ökumenischer Rat der Kirchen/22.02.2023