Als 1868 der französische Erzbischof von Algier, Kardinal Lavigerie, die Missionsgesellschaft der Afrikamissionare gründete, war Afrika noch ein unbekannter Erdteil. Dann begann der Wettlauf der Kolonialmächte, ein Spiel der Machtpolitik. Charles Lavigerie, der Erzbischof von Algier, wollte die Menschen Afrikas nicht dem Schicksal von Politikern, Forschern, Geschäftsleuten und Soldaten überlassen. Er brauchte eine Gruppe begeisterter, junger Menschen, die bereit waren, die Botschaft Jesu den Menschen in Afrika weiterzusagen und sie für Christus zu gewinnen. Von Anfang an wurden die Afrikamissionare "Weisse Väter" genannt, weil sie die lange, weiße, nordafrikanische Gandura und den wallenden Burnus als Ordensgewand trugen. Da aber diese volkstümliche Bezeichnung heute oft mit der Hautfarbe der Mitglieder verwechselt wird, ist es richtiger, auf diesen Namen zu verzichten. Von Nordafrika aus wollte Kardinal Lavigerie das Christentum nach ganz Afrika bringen. Er war ein Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei. Seinen Missionaren setzte er zwei Ziele:
1. Unter den Muslimen ein Zeugnis des Glaubens zu geben,
2. In Schwarzafrika eine bodenständige Kirche aufzubauen.
Dabei sollten sie die Sprache des jeweiligen Landes lernen und die Kultur der Menschen respektieren.
Der erste Leiter des Noviziates in Nordafrika war ein Jesuit, der auf Verlangen des Gründers die Spiritualität des heiligen Ignatius, als solide Grundlage für ein geistliches Leben, den jungen Novizen nahe brachte. Aktion und Kontemplation miteinander zu verbinden, das bleibt bis heute die ständige Herausforderung für jeden Afrikamissionar.
Die meisten Afrikamissionare kommen aus Europa, Amerika und Afrika. Sie leben in internationalen Gemeinschaften und arbeiten als Priester, Brüder und Laienmissionare gemeinsam am Aufbau der afrikanischen Kirche. Sie kümmern sich um die neu entstehenden Basisgemeinschaften, bilden Katecheten und Gruppenleiter aus. Die Slums der Großstädte und die großen Flüchtlingsströme des heutigen Afrika fordern die Missionare immer wieder neu heraus, Christus praktisch zu verkünden.
Normalerweise besteht eine Gemeinschaft der Afrikamissionare aus mindestens drei Mitbrüdern. Diese Art der Gemeinschaft war dem Gründer so wichtig, dass er seinen Missionaren empfahl, eher eine Missionsstation aufzugeben, als von der "Regel der drei" abzuweichen.
Die Erst-Evangelisation, bleibt eine Priorität, wie auch die Begegnung mit andern Religionen und der Dialog mit dem Islam. Zu den aktuellen Herausforderungen gehören auch der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden, Entwicklung und die Bewahrung der Schöpfung, weiterhin die Großstadtseelsorge und die Sorge für die Aidskranken und Waisenkinder. Durch ihren einfachen Lebensstil wollen die Missionare unter den Afrikanern und den Muslimen Zeugnis für Christus geben und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
1201 Afrikamissionare sind in 20 Ländern Afrikas und in 13 Ländern der übrigen Welt tätig. Die Einsatzgebiete sind heute nicht mehr auf Afrika beschränkt, sondern im Zeitalter der Migration engagieren sich Mitglieder der Missionsgesellschaft der Afrikamissionare auch in ihren Heimatländern für Afrikaner, die zur Zeit in Europa und Amerika leben und pflegen den Kontakt und den Dialog mit ihnen. Das Provinzialat der europäischen Provinz befindet sich seit 2008 in Brüssel, die Leitung des deutschen Sektors ist in Köln. (Quelle: Afrikamissionare)