Alfred Hitchcock als Alphabet von "A" bis "Z"

Alfred Hitchcock / © DB Bert Reisfeld (dpa)
Alfred Hitchcock / © DB Bert Reisfeld ( dpa )

Vor 125 Jahren, am 13. August 1899, wurde Alfred Hitchcock in London geboren. Der Filmregisseur war schon zu Lebzeiten eine Legende. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) holt den Großmeister des Gruselns noch einmal ins Rampenlicht - mit einem kleinen ABC.

Alma: Hitchcocks Frau und seine strengste Kritikerin. Der Heiratsantrag erfolgte auf einer Schifffahrt von Deutschland nach England. Die schwer seekranke Alma "nickte mit dem Kopf und rülpste". Der Regisseur befand später: "Das war eine meiner größten Szenen - vielleicht ein bisschen schwach im Dialog, aber wunderbar inszeniert und nicht überspielt."

Buddha: Mit dem Religionsstifter wurde der schwergewichtige Alfred Hitchcock gern verglichen. Möglicherweise auch, weil er an wuseligen Filmsets eine fast schon unheimliche Ruhe bewahrte.

Cameo: Ein überraschender Kurzauftritt von Autoren, Produzenten oder Regisseuren in ihren Filmen. Hitchcock ist in dieser Disziplin der ungekrönte König. In seinem letzten Film "Familiengrab" (1976) ist lediglich seine Silhouette zu sehen - hinter einer Tür mit Milchglasscheibe und der Aufschrift: "Registratur für Geburten und Sterbefälle".

Dusche: Hier findet in "Psycho" (1960), einem der größten Erfolge Hitchcocks, ein brutaler Mord statt. Die Badezimmer-Szene zusammen mit der Filmmusik von Bernard Herrmann fand zahlreiche Nachahmer in der Filmgeschichte - bis hin zu den Simpsons.

Essen: ... tat Hitchcock gern und viel. Dazu konsumierte er beträchtliche Mengen Alkohols. Ein typisches Abendessen in den 1940er Jahren, als der Regisseur schon in den USA lebte, konnte bestehen aus: Appetithäppchen, einem gebratenen Huhn, einem kleinen gekochten Schinken, Kartoffeln, zwei verschiedenen Gemüsen, Brot, einer Flasche Wein, Salat, Dessert und Brandy.

Fernsehen: Mitte der 50er Jahre stieg Hitchcock ins boomende Fernsehgeschäft ein mit einer eigenen Serie und dem Label "Alfred Hitchcock Presents". Pro Folge kassierte der damals bereits wohlhabende Regisseur rekordverdächtige 129.000 US-Dollar.

Gas: So lautete der Titel einer frühen Kurzgeschichte, veröffentlicht 1918 in der Werkszeitung der Londoner Henley Telegraphen- und Kabelgesellschaft, für die Hitchcock damals arbeitete. Standesgemäß eine düstere Story im Stile Edgar Allan Poes.

Humor: Schwankte bei Hitchcock zwischen derben Späßen, Geschmacklosigkeiten und eher makabren Scherzen. Beispiel: Ein Dialog zwischen der jungen Schauspielerin Mary Anderson und ihrem Regisseur. Anderson vor Hitchcock posierend: "Welche Seite halten Sie für meine beste?" Hitchcock, ohne sie anzuschauen: "Sie sitzen gerade drauf."

Interviews: Gab der Meister einige - wobei manches wohl dem Grundsatz folgte: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Die berühmteste Unterhaltung ist und bleibt das insgesamt mehr als 50-stündige Interview, das der französische Jungregisseur Francois Truffaut 1966 in einer bearbeiteten Fassung als Buch ("Le Cinema selon Hitchcock") herausgab.

Jesuiten: Von 1910 bis 1913 besuchte Hitchcock das 1894 von Jesuiten gegründete Sankt Ignatius College in Stamford Hill. Er kam aus einem katholischen Elternhaus - "in England ist das allein schon etwas Exzentrisches" - und wurde laut eigenem Bekunden "streng religiös" erzogen. Biograf Donald Spoto vermutet, dass aus diesem Umfeld seine "Obsessionen von Verbrechen und Sex, Sünde und Tod" erwuchsen.

Kontrollfreak: Hitchcock war, wenn es um seine Filme ging, ein absoluter Kontrollfreak, wie Filmwissenschaftlerin Felicitas Kleiner sagt. "Das hat ihn sein Leben lang immer wieder in Konflikt mit Produzenten gebracht", so die Hitchcock-Kennerin und Redakteurin bei filmdienst.de, einem der wichtigsten Portale für Kino- und Filmkritik.

Lieblingsstar: Grace Kelly, die kühle Blonde, entsprach Hitchcocks bevorzugtem Frauentyp. Sie übernahm in drei Filmen die Hauptrolle, darunter im Meisterwerk "Das Fenster zum Hof" (1954). Verkörperte nach ihrer Hochzeit mit Monacos Fürst Rainier III. bis zu ihrem tragischen Unfalltod 1982 das Idealbild der monegassischen Landesmutter. Über ihre erste Begegnung mit Hitchcock gab Kelly, damals schon ein Star, zu Protokoll, sie sei "sehr nervös" gewesen. "Aber er war sehr lieb zu mir." Was beileibe nicht alle von seinen Schauspielerinnen behaupten konnten.

MacGuffin: Kunstbegriff für ein Filmrequisit oder auch eine Figur, die dazu dient, die Handlung anzutreiben, ansonsten aber keine große praktische Funktion im Film hat - etwa ein Dokument, eine Waffe oder ein Koffer, hinter dem alle her sind. In "39 Stufen" (1935) erfüllen diesen Zweck technische Daten für neue Kampfflugzeuge, die den Auftakt zu einer Jagd nach diesem Geheimnis bilden. Drehbuchautor Angus MacPhail gilt als Erfinder des MacGuffin; der Regisseur übernahm die Wortschöpfung begeistert.

Nickerchen: Bei längeren Einstellungen konnte es passieren, dass der Meister mitten in den Dreharbeiten einschlief - vor allem dann, wenn er zum Mittagessen eine halbe Flasche Champagner getrunken hatte. "Als die Szene zu Ende war, erwartete ich das übliche 'Schnitt!' zu hören", erinnerte sich Schauspieler Joel McCrea. Doch der Regisseur schnarchte. Stattdessen rief McCrea "Schnitt!"; Hitchcock schreckte hoch und fragte: "Hat es etwas getaugt?". Darauf McCrea: "Das war die beste Szene des Films!" - Hitchcock: "Die nehmen wir!"

Oscar: Hitchcock wurde sechsmal für den Oscar nominiert, hatte allerdings stets das Nachsehen. "Immer nur Brautjungfer, nie Braut", maulte der Erfolgsverwöhnte. Allerdings wurde ihm 1968 der "Irving G. Thalberg Memorial Award" als Spezial-Oscar für besonders kreative Filmproduzenten zuerkannt. Und "Rebecca" erhielt 1941 einen Oscar für den besten Film. Der Preis ging aber an den Produzenten, David O. Selznick.

Patricia: Einziges Kind der Hitchcocks. Sie taucht in einigen Filmen ihres Vaters als Nebendarstellerin auf. In "Psycho" mimt sie eine Arbeitskollegin des späteren Mordopfers. Patricia Hitchcock, die das Erbe ihres Vater pflegte, starb 2021 im Alter von 93 Jahren in Kalifornien.

Queen Mum: Bei den Dreharbeiten zu "Blackmail" (1929) erhielt das Team um Hitchcock hohen Besuch. Die filmbegeisterte Herzogin Elizabeth von York und spätere Queen Mum schaute am Set vorbei. Nie ohne Hut und Handschuhe, lautete die Etikette bei den weiblichen Mitgliedern der Königsfamilie. Hitchcock kümmerte das wenig: "Madame, ich werde ihren Hut halten, während Sie diesen Kopfhörer aufsetzen." Am 3. Januar 1980, kurz vor seinem Tod, wurde der Regisseur von der Tochter, Königin Elizabeth II., in den Adelsstand erhoben.

Reklame: In eigener Sache setzte Hitchcock Maßstäbe bei PR und Werbung. Stand eine Premiere an, jettete er zu den einzelnen Vorstellungen nicht selten um die halbe Welt.

Suspense: Unsicherheit und Spannung zu erzeugen, darauf verstand sich der "Meister der Suspense" wie kein Zweiter.

Trautonium: Dieser Vorläufer des Synthesizers ist heute nur Insidern bekannt. Konstruiert von dem deutschen Musikpionier Friedrich Trautwein (1888-1956), hatte das Trautonium seinen großen Auftritt in "Die Vögel" (1963), wo es die Geräusche und Schreie der Tiere intonierte.

Urlaub: Der Schweizer Skiort Sankt Moritz gehörte zu den bevorzugten Reisezielen des Regisseurs. Von Wintersport hielt Hitchcock allerdings nur eines: Abstand.

Vögel: Hunderte dressierter Möwen, Krähen und Raben wirkten in Hitchcocks teuerstem Film "Die Vögel" mit. Hauptdarstellerin Tippi Hedren trieben die Dreharbeiten - eingesperrt in einen Drahtkäfig mit immer neuen Tieren - in einen Nervenzusammenbruch.

Würgen: Eine beliebte Mordmethode in Hitchcocks Filmen - die er auch gern mal am lebenden Objekt demonstrierte.

???: Statt der Buchstaben "X" und "Y" sei an dieser Stelle auf eine in Deutschland populäre Buchreihe um die drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews hingewiesen. Laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia gewann ein gewisser Robert Arthur den berühmten Regisseur als Schirmherren für seine Geschichten um die drei jungen Ermittler aus Rocky Beach. Selbst griff Hitchcock allerdings nie zur Feder.

Zwischentitel: Mit dem Verfertigen von Zwischentiteln für Stummfilme begann 1920 die Weltkarriere des korpulenten jungen Mannes, der später von sich behauptete, damals "ebenso fett wie ehrgeizig" gewesen zu sein. (Joachim Heinz/kna)