Die "Alte Kapitels- oder Brandglocke" wurde 1621 gegossen, hat einen Durchmesser von 48 Zentimetern und wiegt etwa 70 Kilogramm. Der Heimatforscher Wilhelm Kaltenbach nahm in einem Beitrag über die Kölner Domglocken 1971 im Kölner Domblatt an, dass sie aus dem ehem. Klarenkloster am Römerturm stammt, welches 1807 abgebrochen wurde. Dies bezweifelte jedoch gut ein Jahrzehnt später der Kunsthistoriker und Glockensachverständige Martin Seidler in seiner Dokumentation des Domgeläuts. Aufgrund der Gestalt der Glockenkrone und der Form der Inschrift hält er eine spanische Herkunft für wahrscheinlicher.
Wie die Glocke nun in den Kölner Dom gelangt ist, liegt daher im Dunkeln. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts taucht sie als Glocke des Vierungsturmes auf und war dort in der südlichen Bogenöffnung der Laterne aufgehängt. Um 1900 wurde sie dann an der östlichen Außenseite des Südquerhaushochdaches angebracht und das Läuteseil hing an einem Pfeiler in den Dom hinab. Geläutet wurde die Glocke zur Kapitelsmesse am Donnerstag und diente dem Nachtwächter als Alarmglocke. Daher wird sie auch "Alte Kapitels- oder Brandglocke" genannt. Seit 1920 wurde das Instrument aber nicht mehr benutzt und schließlich 1981 wegen Witterungsschäden abgenommen.
Nach über 40 Jahren kehrt die Glocke nun wieder in den Dom zurück. 2023 soll sie zum 100. Geburtstag der "Petersglocke" am 5. Mai im Vierungsturm des Domes aufgehängt werden, wo bereits drei weitere Glocken hängen. Als kleinstes und tonhöchstes Instrument bereichert sie dann das nunmehr insgesamt zwölfstimmige Kölner Domgeläut. (jhs)