Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltungen von der römisch-katholischen Kirche.
Dieser Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest. Die Altkatholiken wollten sich von dem neuen Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen.
Zusammengeschlossen sind die altkatholischen Kirchen in der 1889 gegründeten Utrechter Union. Aktuell gehören diesem Bündnis sechs Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit insgesamt etwa 70.000 Mitgliedern an.
In Deutschland gibt es nach unterschiedlichen Angaben rund 16.000 Altkatholiken, verteilt auf etwa 100 Gemeinden. Für sie zuständig ist das "Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland" mit Sitz in Bonn. Bischof ist seit 2010 Matthias Ring (60). Der Bischof wird von einem Kirchenparlament, einer Synode, gewählt. Anders als in der römisch-katholischen Kirche dürfen Priester heiraten. Seit 1994 sind in der altkatholischen Kirche in Deutschland auch Frauen zum Priesteramt zugelassen.
Mit den Anglikanern stehen die Altkatholiken seit 1931 in "voller kirchlicher Gemeinschaft". Das Bistum ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Seit
1985 gibt es zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Bistum der Altkatholiken eine Vereinbarung zur gegenseitigen Einladung zum Abendmahl beziehungsweise zur Eucharistie. (KNA, 25.06.2023)