Nach dem Fund weiterer als antisemitisch kritisierter Bilder auf der documenta warnt der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker die Verantwortlichen der Kunstausstellung davor, "Hintertüren für Antisemitismus" offenzulassen. "Erklärungen oder Formen der Einordnung sind falsche Mittel im Umgang mit Judenhass", sagte Becker am 29. Juli in Wiesbaden.
Am 28. Juli hatten die Gesellschafter der documenta - die Stadt Kassel und das Land Hessen - gefordert, die diskutierten Zeichnungen lediglich "bis zu einer angemessenen Kontextualisierung" aus der Ausstellung zu nehmen.
Becker sagte nun, es könne nur eine Antwort auf Antisemitismus geben: "Die konsequente Entfernung antisemitischer Hetze und die gesellschaftliche Ächtung von Judenfeindlichkeit in all ihren Erscheinungsformen." Dies müsse auch die künstlerische Leitung der documenta fifteen "endlich einsehen". Becker sieht einen "fehlenden Willen der künstlerischen Leitung, sich ernsthaft und klar von judenfeindlicher Schmäh-Kunst zu distanzieren beziehungsweise diese zu unterbinden".
Die diskutierten Bilder weisen judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten auf. Die Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly stammen aus der Broschüre "Presence des Femmes" von 1988. Laut documenta handelt sich bei den Zeichnungen nicht um ein ausgestelltes Kunstwerk, sondern um Archivmaterial, das präsentiert worden sei. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sieht darin eine klar antisemitische Bildsprache. "Israelische Soldaten werden als Kinder- und Massenmörder dargestellt", so der Zentralrat.
Zuvor hatte bereits die Präsentation des Banners "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen für einen Skandal gesorgt. Es war zunächst verdeckt und dann ganz abgehängt worden.
(Quelle: kna, 29.07.2022)