Junia wird auch als die wiedergefundene Apostelin bezeichnet, denn erst seitdem es die neue Einheitsübersetzung (2016) gibt, finden wir im Römerbrief den Namen Junia.
In fast allen älteren Bibelausgaben ist an dieser Stelle des Römerbriefes von zwei Männern die Rede – Andronikus und Junias. Im griechischen Text steht "Grüßt Andronikon und Junian". Diese Akkusativformulierung könnte als Junia oder Junias übersetzt werden.
Die Theologin Bernadette J. Brooten hat bereits in den 1970er-Jahren die Frage nach der Übersetzung gelöst. Sie stellte fest, dass der Akkusativ "Junian" erst seit dem 15. Jhd. als Männername gedeutet wurde.
Entweder absichtlich oder durch einen Abschreibfehler wurde dem Namen Junia ein "s" angehängt und sie wurde zu Junias. Bis ins Mittelalter wurde davon ausgegangen, dass es um eine Frau mit dem Namen Junia oder Julia geht. Brooten stellte außerdem fest, dass der Name Junia in antiken Schriften ein weit verbreiteter Frauenname war. Für den Namen Junias konnte sie keine Belege finden.
Der Kontext des Römerbriefes legt nahe, hier an eine Frau zu denken, denn in Röm 16 grüßt Paulus einige Frauen: Phöbe, Maria, die Frauen Tryphäna und Tryphosa, Rufus und seine Mutter die Paare Prisca und Aquilla und Philologus und Julia. (Spannend ist hier, dass die Menschen, die sich in der römischen Gemeinde engagierten, immer in Paaren agierten.)
Langezeit war es nicht denkbar, dass die Bezeichnung "Apostel" mit einer Frau verbunden wird. Erst in den vergangenen Jahren ist es gelungen, Junia wieder als Frau zu übersetzen und seit 2016 befindet sich diese Übersetzung auch in unserer Einheitsübersetzung.
Biographische Daten gibt es über das Leben der Junia abgesehen von der Erwähnung im Römerbrief keine. Wenn Junia als Patronin verwendet wird, dann bietet dies viel Platz für Interpretation und Nachspüren. Klar ist, dass Junia eine herausragende Frau, eine Apostelin war, die Gemeindeleben gestaltet hat. Es könnte gesagt werden, dass sie eine Pionierin war. (Quelle: Diözese Linz)