Insgesamt leben Schätzungen zufolge 50.000 bis 60.000 Armenier in Deutschland. Sie stammen aus vielen verschiedenen Ländern. Nach dem Genozid an den Armeniern 1915 kamen Überlebende in geringer Zahl nach Deutschland und ließen sich hauptsächlich in Berlin und Hamburg nieder. 1923 wurde die "Armenische Kolonie zu Berlin" gegründet und damit die erste Gemeinde in Deutschland.
Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten sowjetische Armenier, speziell ehemalige Kriegsgefangene, in die amerikanische Besatzungszone Deutschlands. Mit der Anwerbung ausländischer Gastarbeiter aus der Türkei kamen in den 60er Jahren verstärkt armenische Familien in die Bundesrepublik.
Sie gründeten kleinere Kultur- und Kirchenvereine und fanden als Gäste Aufnahme in katholischen und evangelischen Gemeinden. Nach der Revolution im Iran 1979 und dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon suchten auch Armenier aus arabischen Ländern in Deutschland Asyl. Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es Zuwanderung nach Deutschland.
Die Armenisch-Apostolische Kirche gehört zur Familie der altorientalischen orthodoxen Kirchen und ist in rund 70 Staaten vertreten. In der Bundesrepublik wurde 1992 die "Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland" gegründet. Sie wird geleitet von Erzbischof Karekin Bekdjian und untersteht dem Kirchenoberhaupt, Katholikos-Patriarch Karekin II., der in Etschmiadsin nahe der armenischen Hauptstadt Eriwan residiert.
Inzwischen gibt es 14 armenische Kirchengemeinden in Deutschland: in Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Gießen, Göppingen, Halle, Hanau, Kehl, Mainz, Neuwied, Nürnberg, München und - die größte mit rund 5.000 Mitgliedern - in Köln, wo auch der Erzbischof seinen Sitz hat. Hinzu kommen Kultur- und Sportvereine in anderen Städten. (KNA)