Mit einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus zu einem Ende des Ukrainekriegs aufgerufen. Anstelle der üblichen Auslegung des Evangeliums widmete das Kirchenoberhaupt seine Sonntagsansprache auf dem Petersplatz dem Krieg in der Ukraine. Eine ähnliche Änderung des Ablaufs hatte es zuletzt 2013 gegeben. Damals forderte Franziskus ein Ende der Kämpfe in Syrien.
In seiner Ansprache richtete er sich diesmal direkt an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er forderte ihn auf, die "Spirale von Gewalt und Tod" zu stoppen, auch zum Wohl des eigenen Volkes. An Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte der Papst "in großer Betroffenheit über das unermessliche Leid des ukrainischen Volkes infolge der Aggression, die es erlitten hat": Er möge offen sein "für ernsthafte Friedensvorschläge".
Weiter rief Franziskus Politiker in aller Welt auf, sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. "Bitte lassen Sie die jungen Generationen die gesunde Luft des Friedens atmen, nicht die verschmutzte Luft des Krieges, der Wahnsinn ist!" Den Schritt, auf die sonntägliche Katechese zu verzichten, begründete der oberste Repräsentant der katholischen Kirche mit der "schrecklichen und unfassbaren Wunde der Menschheit", die nicht heile, "sondern immer weiter blutet und sich auszubreiten droht".
Er verurteilte erneut die "niemals zu rechtfertigenden" Kriegshandlungen, die zu Tausenden Opfern und Zerstörung führten. "Es ist bedauerlich, dass die Welt die Geografie der Ukraine durch Namen wie Bucha, Irpin, Mariupol, Izium, Saporischschja und andere Orte kennenlernt, die zu Orten unbeschreiblichen Leids und unbeschreiblicher Angst geworden sind", so der Papst.
Die "Tatsache, dass die Menschheit erneut mit einer atomaren Bedrohung konfrontiert ist", bezeichnete Franziskus als "absurd". Er bedauere "zutiefst die ernste Situation, die in den vergangenen Tagen entstanden ist, mit weiteren Aktionen, die den Grundsätzen des Völkerrechts widersprechen". Sie erhöhten "das Risiko einer nuklearen Eskalation bis zu dem Punkt, dass weltweit unkontrollierbare und katastrophale Folgen befürchtet werden".
Erneut rief der Papst zu einem "sofortigen Waffenstillstand" auf. Es sollten "alle diplomatischen Mittel" genutzt werden, "auch die, die bisher vielleicht nicht genutzt wurden, um dieser schrecklichen Tragödie ein Ende zu setzen". Der Krieg an sich sei "ein Irrtum und ein Horror", betonte er. (kna/02.10.2022)