Am 15. Januar 1970, vor 50 Jahren, endete in Nigeria der Biafra-Krieg. Der Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit des südostlichen Landesteils kostete bis zu drei Millionen Menschen das Leben. Millionen hungerten, und vor allem Kinder magerten bis auf die Knochen ab und litten an Hunger-Ödemen.
Dem Krieg vorausgegangen war am 30. Mai 1967 die Unabhängigkeitserklärung Biafras, das eine Fläche von gut 77.000 Quadratkilometern hat und wo Igbos die ethnische Mehrheit bilden. Ausgerufen hatte sie Chukwuemeka Odumegwu Ojukwu, der damalige Militärgouverneur der Ostregion. Der zweieinhalbjährige Bürgerkrieg begann am 6. Juli 1967.
Im Jahr zuvor hatte es in Nigeria, das 1960 von Großbritannien unabhängig geworden war, zwei Staatsstreiche gegeben. Beim ersten im Januar 1966 wurde Ministerpräsident Abubakar Tafawa Balewa ermordet. Dafür verantwortlich gemacht wurden hauptsächlich Offiziere aus dem Südosten um Johnson Aguiyi-Ironsi, der neuer Militärherrscher wurde. Er starb nur sechs Monate später ebenfalls bei einem Putsch, an dem vorwiegend Soldaten aus dem Norden beteiligt waren.
Staatschef wurde mit Yakubu Gowon ein Christ, der aber im muslimisch geprägten Norden groß geworden war. Parallel zu den Staatsstreichen kam es zu mehreren Pogromen gegen die im Norden lebenden Igbo; bis zu 30.000 Menschen sollen dabei ermordet worden sein. Die Überlebenden flohen in den Südosten. Dort fanden daraufhin Gegenangriffe auf die Angehörigen der Haussa-Ethnie statt.
Als Gowon im Mai 1967 die drei Regionen in zwölf Bundesstaaten umwandelte, erklärte Militärgouverneur Ojukwu den Südosten für unabhängig. Ein Grund dafür war die Sorge, die Kontrolle über das elf Jahre zuvor entdeckte Öl zu verlieren, das weiter südlich gefunden wurde. Trotz massiven Widerstands gegen die nigerianische Armee war Biafra militärisch bald unterlegen. Die Wirtschaft kam zum Stillstand; die Region wurde nach und nach ausgehungert. Der Krieg ohne Sieger und Besiegte ist bis heute nicht aufgearbeitet. (KNA)