Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine. Sie ist die größte katholische Ostkirche mit nach Vatikan-Angaben weltweit rund 4,5 Millionen Christen.
Die eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) entstand erst 2018 aus dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat und der 1921 ins Leben gerufenen Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Nach Beginn des russischen Krieges in der Ostukraine 2014 war damals der Ruf nach einer von Russland unabhängigen orthodoxen Kirche lauter geworden. Ihr Oberhaupt ist der Kiewer Metropolit Epiphanius.
Die russisch-orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat) betrachtet die Ukraine als ihr Stammland und lehnt eine kirchliche Unabhängigkeit (Autokephalie) für das südliche Nachbarland strikt ab. Auch viele andere orthodoxe Landeskirchen haben die neue eigenständige ukrainische Kirche bislang nicht offiziell anerkannt.
Die moskautreue Kirche verfügt in der Ukraine über deutlich mehr Gemeinden als die neue Kirche. Sie räumte aber zuletzt den Verlust von mehr als 100 Pfarreien an die Orthodoxe Kirche der Ukraine ein. Die Ukrainisch Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK) betont einerseits ihre traditionelle Einheit mit der russischen Orthodoxie; andererseits genießt sie eine weitreichende Autonomie. Sie gründet eigenständig Eparchien (Diözesen), wählt selbst ihre Bischöfe und ist finanziell unabhängig von Moskau. Etwa jeder zehnte Einwohner der Ukraine ist griechisch-katholisch.
Kirchenoberhaupt ist der Großerzbischof von Kiew-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk (52). Hervorgegangen ist die griechisch-katholische Kirche aus der 1596 geschlossenen sogenannten Union von Brest - einer Stadt an der heutigen Westgrenze von Belarus. Damals unterstellten sich die orthodoxen Bischöfe des polnisch-litauischen Staates dem Papst in Rom, darunter auch Teile der Kiewer Metropolie.
Die Gottesdienste zelebrieren die ukrainischen Unierten im sogenannten byzantinischen, also ostkirchlichen Ritus. Wie mehrere orthodoxe Kirchen, etwa auch in Russland, feiern sie Weihnachten und Ostern bislang nach dem Julianischen Kalender. Doch sowohl die OKU als auch die ukrainische griechisch-katholische Kirche planen eine Kalenderreform hin zum Neujulianischen Kalender. (kna, 3.2.2023)