Über fast 500 Jahre gehörte die Region um Avignon zu den Territorien des Papstes, ohne dass Frankreichs Krone einen dauerhaften Zugriff darauf bekommen hätte. Erst mit der förmlichen Annexion durch die Französische Nationalversammlung am 14. September 1791, vor 225 Jahren, fielen die Papstterritorien dem revolutionären Frankreich zu. Die wichtigsten Wegmarken:
1229/1274: In der Folge des Albigenserkreuzzugs übernehmen die Päpste nach einigen Jahrzehnten des Schwebezustands 1274 die Herrschaft über die Grafschaft (Comtat) Venaissin aus dem früheren Besitz der Grafen von Toulouse. Das Venaissin umfasst etwa das Gebiet zwischen der Rhone, der Durance und dem Mont Ventoux. Avignon selbst ist nicht Teil des Comtats.
1305/09: Das Papsttum gelangt unter die Dominanz der französischen Könige und residiert, auch unter dem Eindruck der andauernden römischen Adelskriege, für rund 70 Jahre in der Gegend um Avignon, seit 1316 in der Stadt selbst.
1317/20: Neue Papstterritorien kommen hinzu: die sogenannte Enclave des Papes nördlich von Orange, mehrere Dörfer aus dem enteigneten Besitz der Templer.
1344: Papst Clemens VI. fügt der "Enclave" durch Zukauf das Dorf Visan hinzu.
1348: Clemens VI. kauft die Stadt Avignon von Königin Johanna von Neapel. Die Stadt wird von der in Europa grassierenden Pest heimgesucht.
1363: Abschluss der Bauarbeiten am Papstpalast.
1378-1417: Großes Abendländisches Schisma: Päpste und Gegenpäpste in Rom und Avignon.
1403/04: Gegenpapst Benedikt XIII. verliert die Gunst des französischen Königs und flieht nach Aragon. Damit endet die Anwesenheit der Päpste in Avignon.
1687/88: Belagerung des Venaissin durch Truppen Ludwigs XIV.
1791: Eine Versammlung von Vertretern Avignons und von 25 Gemeinden der Grafschaft Venaissin stimmt für eine Lösung vom Kirchenstaat und für einen Beitritt der Papstterritorien zum revolutionären Frankreich. Dieser wird am 14. September mit der förmlichen Annexion durch die Französische Nationalversammlung vollzogen.
1797: Papst Pius VI. erkennt die Annexion unter Druck Napoleons im Vertrag von Tolentino an.
1814: Der Heilige Stuhl protestiert dagegen, dass der Wiener Kongress bei der Wiederherstellung des Kirchenstaates die früheren Territorien an der Rhone nicht mehr berücksichtigt. (kna/Stand 14.09.16)