Neuhochdeutsch für "Westen". Im räumlichen Sinn eine Bezeichnung für die westlichen Länder Europas (von Italien aus gesehen). Der Okzident, im Gegensatz sowohl zum "Morgenland", dem Orient, als auch zum Teil zu den östlichen Ländern Europas.
Geistesgeschichtliche Bezeichnung für den west- und mitteleuropäischen Kulturkeis, der sich im Mittelalter herausbildete und bis in die neuere Zeit Einheitlichkeit und Bedeutung wahren konnte. Der Begriff Abendland löste zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert die im Mittelalter weithin gebräuchliche Begriffe "Occident" und "Hesperia" ab, die den gleichen Bedeutungsinhalt hatten.
Die Idee des Abendlandes als "mythische und religiös-politische Konzeption" (F. Heer) taucht erstmals in der Antike auf. Spätestens seit Herodot und den Perserkriegen unterschieden die Griechen qualitativ zwischen Europa ("Land der untergehenden Sonne") und Asien ("Land der aufgehenden Sonne"). Europa, repräsentiert durch Griechenland, wurde als Hort der Freiheit angesehen, während Asien, gleichzusetzen mit dem Perserreich, als Quelle der Despotie galt. Dennoch blieb bei den Griechen neben dieser ersten "abendländischen Ideologie" das Bewusstsein wach, einer Ökumene, einer Lebensgemeinschaft der Völker des Westens und des Ostens, anzugehören. (www.deacademic.com)