Im November 2012 erhielt die PLO-Vertretung bei den Vereinten Nationen den Beobachterstatus als "Staat Palästina". Seither verwendet der Vatikan in offiziellen Dokumenten diese Bezeichnung. Im Dezember 2013 überreichte Issa Kassissieh, orthodoxer Christ aus Jerusalem und zuvor Unterhändler der PLO, sein Akkreditierungsschreiben als erster "Repräsentant des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl". Umgekehrt trägt der päpstliche Botschafter in Israel, derzeit Erzbischof Leopoldo Girelli, zugleich den Titel eines "Apostolischen Delegaten in Jerusalem und Palästina".
Bereits 2010 nahmen der Vatikan und die palästinensische Autonomiebehörde Gespräche über einen Grundlagenvertrag auf. Er soll unter anderem den Rechtsstatus der katholischen Kirche sowie steuerliche Fragen klären. Inzwischen werden die Arbeiten von einer «Bilateralen Kommission des Heiligen Stuhls und des Palästinenserstaates» fortgeführt. Palästina wäre der erste arabische Staat mit einem solchen bilateralen Vertrag.
Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern setzt sich der Vatikan für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Dabei betont er das Recht des Staates Israel auf ein Leben in Sicherheit innerhalb international anerkannter Grenzen. Zugleich verlangt er für das palästinensische Volk ein Recht auf ein unabhängiges und souveränes Heimatland, ein Leben in Würde und freie Reisemöglichkeiten. Der Zugang zu den Heiligen Stätten in Jerusalem soll für Juden, Christen und Muslime nach der Forderung des Vatikan durch einen internationalen garantierten Sonderstatus geschützt werden.
(Quelle: kna, 29.01.2020)