Die 1932 gegründete "Glaubensbewegung Deutsche Christen" ging aus einer Ende der 20er-Jahren in Thüringen aktiven Gruppierung in der evangelischen Kirche hervor. Die mit dem Nationalsozialismus sympathisierende "SA Jesu Christi" war straff nach dem Führerprinzip organisiert. Zu ihren Forderungen gehörte die "Rassenreinheit" als Bedingung für eine Kirchenmitgliedschaft. Außerdem sollte sich die evangelische Kirche von ihren jüdischen Wurzeln lösen.
Bei den Kirchenwahlen vom 23. Juli 1933 errangen die Deutschen Christen die absolute Mehrheit in der Deutschen Evangelischen Kirche.
Ende September 1933 wurde der Deutsche Christ und Hitlers bisheriger "Bevollmächtigte für die Angelegenheiten der Evangelischen Kirche", Ludwig Müller (1883-1945), als Reichsbischof höchster protestantischer Würdenträger im Deutschen Reich.
Als die Deutschen Christen im Herbst 1933 den für Beamte geltenden "Arierparagraph" auch für Kirchenämter einführten, rief Pfarrer Martin Niemöller den Pfarrernotbund ins Leben. Daraus ging 1934 die Bekennende Kirche hervor, die der Reichskirche den Gehorsam aufkündigte. Bis zum Ende des NS-Regimes 1945 bestanden die Spannungen zwischen beiden Strömungen - die Deutschen Christen zersplitterten bald und benannten sich mehrfach um - fort.
Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch sorgte am Donnerstag für einen Eklat, als er in einem Interview Parallelen zwischen dem seit 2019 laufenden Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland und den Deutschen Christen zog. "Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies - wieder - in Deutschland geschieht." Koch fügte wörtlich hinzu: "Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten 'Deutschen Christen' Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben." (KNA, 29.09.2022)